Postkolonalismus: Cookinseln befreien sich vom homophoben Erbe

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Foto: Masanori Genko / The Yomiuri Shimbun / AFP

Ein historischer Tag für LGBTIQ* im Südpazifik: Die Cookinseln haben Homosexualität legalisiert. Das Parlament des Inselstaates mit rund 17.000 Einwohnern hat am Montag ein Gesetz verabschiedet, das gleichgeschlechtliche Beziehungen entkriminalisiert. Bisher drohten bei homosexuellen Handlungen Haftstrafen von bis zu fünf Jahren.

Der Premierminister der Cookinseln, Mark Brown, begrüßte die Entscheidung in einem Facebook-Post. Er sagte, seine Regierung habe ihr Versprechen erfüllt, „die Diskriminierung der LGBT-Gemeinschaft in unserer Gesellschaft zu beenden“. Er dankte auch den Abgeordneten, die für das Gesetz gestimmt haben, und den Aktivisten, die sich für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans-Menschen, intergeschlechtlichen und queeren Menschen (LGBTIQ*) eingesetzt haben.

Britische Kolonialisierung bekämpfte traditionelle Haltung

Grafik: TUBS / CC BY-SA 3.0, / wikimedia.org

Die Cookinseln sind ein unabhängiger Staat in freier Assoziation mit Neuseeland. Die Einwohner des Landes sind Bürger Neuseelands, haben aber eine eigene Regierung und ein eigenes Parlament. Die Cookinseln bestehen aus 15 Inseln, die zwischen Neuseeland und Hawaii liegen. Die größte Insel ist Rarotonga mit der Hauptstadt Avarua. Bisher galten dort Gesetze gegen Homosexuelle, die unter der britischen Kolonialherrschaft erlassen wurden. Diese Gesetze widersprachen nicht nur den Menschenrechten unserer Zeit, sondern auch der traditionellen polynesischen Kultur der Cookinseln, die vor der Kolonialisierung eine tolerante Haltung gegenüber sexueller Vielfalt hatte. Diese Kultur umfasst mehrere Inselgruppen im Pazifik, von Hawaii bis Neuseeland. Sie kennt seit Jahrhunderten das Konzept des „mahu“, das eine dritte Geschlechtsidentität bezeichnet, die weder männlich noch weiblich ist. Die mahu wurden unter anderem als spirituelle Führer und Heiler respektiert und hatten eine wichtige Rolle in der Gesellschaft.

Die Ankunft der europäischen Kolonisatoren und Missionare im 18. und 19. Jahrhundert veränderte die Einstellung gegenüber den mahu und anderen geschlechtlichen und sexuellen Minderheiten mit Gewalt. Die Kolonisatoren brachten ihre Vorstellungen von Moral und Geschlecht mit und verurteilten die polynesische Kultur als heidnisch und unmoralisch. Sie führten besagte Gesetze ein und versuchten, die mahu zu assimilieren oder zu unterdrücken. Bis heute halten viele polynesischen Staaten an der Gesetzgebung gegen Homosexualität fest, darunter Samoa, Tonga und die Salomonen.  

Foto: Avenue/ CC BY-SA 3.0 / wikimedia.org

Die Cookinseln haben nun einen wichtigen Schritt getan, um die koloniale Vergangenheit zu überwinden und ihre eigene Kultur zu würdigen. Ein Beispiel für ganz Polynesien? 

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