CSD-STUTTGART: SCHIRMHERR GEFUNDEN

Nach der langwierigen und turbulenten Suche der vergangenen Monate, eine Unternehmerin oder einen Unternehmer aus Baden-Württemberg zu finden, übernimmt der Berliner Geschäftsmann Harald Christ die Schirmherrschaft zum dreizehnten regelmäßigen Stuttgarter Christopher Street Day (CSD).

Süddeutschlands größtes schwul-lesbisches Festival steht 2012 unter dem Motto „GLEICHBESCHÄFTIGT – Lesben und Schwule aus dem Schrank“. Thematisiert wird insbesondere das immer noch schwierige Coming Out und der offene Umgang mit dem gleichgeschlechtlichen Lebensentwurf in der Gesellschaft, gerade auch am Arbeitsplatz.

„Das diesjährige Leitthema des Stuttgarter CSD knüpft an eine Schlüsselfrage unserer Zeit an: die gleichberechtigte Behandlung aller Menschen im Berufsleben“, erläutert Harald Christ den Grund für seine Zusage, die CSD Schirmherrschaft zu übernehmen. „Diese gesellschaftspolitische Botschaft liegt mir in vielfältiger Weise am Herzen. Ich freue mich, beim Initiieren eines größtmöglichen Dialogs rund um die ‚Gleichbeschäftigung‘ helfen zu dürfen.“

CSD Vorstand und Gesamtleiter Christoph Michl ist überzeugt die absolut richtige Person für die Schirmherrschaft gefunden zu haben, denn „mit Harald Christ als Schirmherr haben wir eine Persönlichkeit gefunden, die auf unterschiedlichsten Ebenen ideal für dieses Amt ist: als Unternehmer mit einer beispielhaften Karriere, als Mann, der in allen Lebenslagen zu seinem eigenen Lebensentwurf offen steht und damit Beispiel für viele sein kann sowie als Ansprechpartner für Lesben, Schwule, Bi- und Intersexuelle sowie Transgender, die sich seit Jahren mit Fragen und Problemen aus der Arbeitswelt an ihn wenden“, macht Michl den Reiz einer Vergabe der Schirmherrschaft nach Berlin deutlich.

„Unser diesjähriger Patron schöpft aus einem vollen Erfahrungsschatz und kann uns in Bezug auf das Motto GLEICHBESCHÄFTIGT spannende Einblicke in unterschiedliche Aspekte der lesbisch-schwulen Gleichberechtigung in der Berufswelt aufzeigen. Wir freuen uns, einen bekannten und versierten Unterstützer gefunden zu haben, der Lesben und Schwulen, aber auch der Politik sowie der Bevölkerung zahlreiche Impulse für ein toleranteres Zusammenleben und Zusammenarbeiten geben wird,“ so Michl weiter.

Durch seinen profunden beruflichen Werdegang mit Stationen und Führungspositionen bei der BHW AG (Stuttgart), der Deutschen Bank AG (Frankfurt/Berlin), der HCI Capital AG (Hamburg) sowie der Westdeutschen Landesbank (Düsseldorf) und heute als Eigentümer der Berliner Conomus Treuhand GmbH, gepaart mit seinem politischen wie gesellschaftlichen Gespür, ist Harald Christ die ideale Besetzung, um in der Gesellschaft und vor allem in der Berufswelt für Akzeptanz gegenüber dem gleichgeschlechtlichen Lebensentwurf zu werben.

Schirmherr will Dialog anstoßen

Harald Christ wurde beim CSD Empfang im Stuttgarter Rathaus am Freitag, den 13. Juli 2012 offiziell als Schirmherr vorgestellt und sprach dort sein erstes Grußwort. „Suchen wir den Dialog, nur dann wird sich etwas verändern“ war eine der wichtigen Botschaften seiner Rede. Auch bei den weiteren, noch anstehenden CSD Terminen, wie der CSD Eröffnungsgala (20.07.) und der CSD Polit-Parade (28.07.), ist Harald Christ mit dabei. Sowohl bei der CSD Gala im Friedrichsbau Varieté als auch bei der politischen Abschlusskundgebung nach der CSD Demonstration durch die Innenstadt spricht der Schirmherr zu den Besucherinnen und Besuchern.

Über das Amt

Die Schirmherrschaft zum CSD Stuttgart 2012 war bisher vor allem geprägt durch die schwierige Suche nach einer Persönlichkeit aus dem Wirtschaftsumfeld. Passend zum Motto „GLEICHBESCHÄFTIGT“ und dem Thema des schwul-lesbischen Coming Outs am Arbeitsplatz sollte ein Schirmherr oder eine Schirmfrau aus einem mittelständischen oder großen Unternehmen der Region gefunden werden. Die Suche des ehrenamtlichen CSD Vereins, begonnen bereits im September 2011, gestaltete sich aber wider Erwarten schwierig. Selbst eine öffentliche Stellenausschreibung im April 2012 brachte keinen erst Erfolg.

Durch zahlreiche Absagen baden-württembergischer Firmen entfachte sich bereits im Vorfeld des Festivals im Juli eine hitzige öffentliche Debatte um das Motto sowie die Schirmherrschaftssuche. So kritisierte beispielsweise der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart die CSD Polit-Parade als zu „bunt“ und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer pauschal als zu wenig bis „kaum bekleidet“, daher könnten die Unternehmen nichts damit anfangen. Die politischen Botschaften und die historische Referenz der CSD Veranstaltungen unterschlug Richter damit vollständig.

„Die Äußerungen der IHK Stuttgart sind schockierend und zeigen, dass es selbst im 21. Jahrhundert, in der Tat noch zu viel zu tun gibt für ‚GLEICHBESCHÄFTIGUNG‘ und Toleranz. Ich bin selbst Unternehmer und Pflichtbeitragszahler der IHK, wie viele andere homosexuelle Unternehmerinnen und Unternehmer es auch sind“, zeigt sich Harald Christ über die Einlassungen der öffentlichen Einrichtung im Vorfeld des CSD Stuttgart irritiert. Weiter führt der Geschäftsmann aus: „Aus den Äußerungen entnehme ich, dass man zwar gerne die Beiträge kassiert, aber wenig Interesse an dem notwen- digen Thema zeigt. Ein Wirtschaftsstandort im Wettbewerb der Region und im Zeitalter des Fachkräftemangels, sollte gerade eine Wirtschaftsmetropole mit Toleranz und ‚GLEICHBESCHÄFTIGUNG‘ aktiv werben. Dies ist auch ein ökonomischer Wert, dem sollte sich eine IHK verpflichten.“ Christ unterstreicht: „Ich möchte dazu beitragen, dass ein deutliches Signal aus Stuttgart ins ganze Land geht. Die Leistung steht im Vordergrund und nicht die sexuelle Orientierung. Wir brauchen alle Talente für unsere Zukunft als Wirtschaftsstandort.“

„Wenn wir der kontroversen Suche nach einer Schirmherrschaft aus der Wirtschaft etwas positives abgewinnen können, dann die Tatsache, dass damit sowohl das CSD Motto als auch der verbundene Ruf nach Offenheit am Arbeitsplatz auf breiter Basis Gehör fand“, so CSD Vorstand Christoph Michl. „Wir sind sicher mit Harald Christ einen Schirmherrn gefunden zu haben, der dieses Thema weiter lautstark in die Führungsetagen deutscher Unternehmen und in die Bevölkerung trägt.“

Die Schirmherrschaft zum CSD Stuttgart wird jährlich im Rotationsprinzip an eine andere politische Partei vergeben. Die Parteienreihenfolge ist dabei seit dem Jahr 2000 fest verankert: CDU, SPD, B90/Die Grünen, FDP, LINKE.

Ausnahmen bilden Jahre, in welchen direkt nach dem Festival im Sommer eine Kommunal-, Landtags- oder Bundestagswahl ansteht. Dies war beispielsweise 2003 sowie 2009 der Fall. Im politischen und städtischen Kalender für das Jahr 2012 ist die Wahl um Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart am 07. Oktober ein gewichtiges Datum. Daher hat sich das ehrenamtliche CSD Organisationsteam entschlossen, den Posten der Schirmfrau oder des Schirmherrn zum CSD Stuttgart 2012 nicht mit einem bzw. einer parteipolitischen Mandatsträger/in zu besetzen.

Internet: WWW.CSD-STUTTGART.DE

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