NACHGEFRAGT – CSD IN MÜNCHEN

© FOTO: LETRA

Für globale Rechte will der CSD München in diesem Jahr kämpfen. Am kommenden Wochenende wird das Motto FIGHT FOR GLOBAL RIGHTS – SOLIDARITÄT KENNT KEINE GRENZEN plakativ durch Bayerns Landeshauptstadt getragen. Was es damit auf sich hat, erklärt dir CSD-Pressesprecherin Rita Braaz.•ck

DER CSD WIDMET SICH IN DIESEM JAHR DEN GLOBALEN HERAUSFORDERUNGEN DER GLEICHSTELLUNG. IST IN DEUTSCHLAND ALLES ERREICHT?

Nein, auch für uns bleiben trotz der gesetzlichen Verbesserungen, die Lesben und Schwule in den letzten Jahren erleben konnten, noch genügend gleichstellungspolitische Aufgaben und Ziele. Auf der gesetzlichen Ebene ist für mich das primäre Ziel, endlich die absolute rechtliche Gleichstellung für alle Lesben, Schwule und Transgender zu erreichen. Abgesehen von Gesetzen stehen wir alle in der Verantwortung, für unsere eigenen Rechte einzutreten und uns gleichzeitig für die Rechte anderer einzusetzen. Es wäre schon viel gewonnen, wenn nur die Hälfte aller LGBT, die beim CSD dabei sind, genauso selbstverständlich und solidarisch zum Beispiel für die Rechte von Flüchtlingen auf die Straße gingen.

WIE KANN DIE SZENE DEUTSCHLANDS, DER CSD UND DIE POLITIK EINFLUSS AUF PROBLEMSTELLUNGEN IM AUSLAND NEHMEN?

Erst wenn ich die Situation und die Probleme von LGBT in anderen Ländern kenne, kann ich auch Unterstützung leisten. Mit dem Pride Guide, mit einzelnen Veranstaltungen innerhalb der Pride Week und mit dem CSD-Wochenende wollen wir unsere Szene verstärkt für die Situation in Ländern wie Kroatien, Ungarn und der Ukraine sensibilisieren. Ganz praktisch kann jede/r zum Beispiel Petitionen von Organisationen wie MERSI – Amnesty International unterschreiben oder PolitikerInnen und Parteien wählen, die sich ernsthaft für die (auch internationale) Gleichstellung von LGBT stark machen. Durch internationale Proteste wurde ja zum Beispiel die Einführung der Todesstrafe für Homosexuelle in Uganda verhindert. Auch einzelnen Lesben, Schwulen oder Transgendern konnte durch internationale Unterstützung geholfen werden, wenn sie in ihren Heimatländern einzig aufgrund ihrer Lebensweise verfolgt oder inhaftiert wurden. Zudem tut es jeder diskriminierten Minderheit, egal ob im In- oder Ausland, gut, wenn sie Solidarität erleben und erfahren darf.

KONKRET OSTEUROPA SCHEINT ZURZEIT EINEN ROLLBACK SONDERGLEICHEN ZU ERFAHREN. WIE WOLLT IHR DIESE THEMATIK DER MÜNCHENER SZENE NAHEBRINGEN?

Wir haben AktivistInnen aus Budapest, Kiew und Zagreb zu einer Podiumsdiskussion eingeladen, und jeweils eine/ einer aus den drei Ländern wird am Samstag auf der CSD- Bühne sprechen. Aus München waren dieses Jahr die Stadträtin der Grünen, Lydia Dietrich, und Sascha Hübner vom Sub e. V. in Kiew vor Ort, um die CSD-VeranstalterInnen zu unterstützen. Dass der CSD dann angesichts der bedrohlichen, gewaltbereiten Übermacht der Gegendemonstranten abgesagt werden musste, zeigt uns nochmals, wie notwendig eine Stärkung der Szene in Kiew und anderswo ist. Nachdem bereits zwischen der Landeshauptstadt München und Kiew eine offizielle Städtepartnerschaft besteht, wollen wir nachhaltig eine Szenepartnerschaft zwischen unseren Communities etablieren.

MÜNCHEN IST TRADITIONELL EIN BELIEBTES REISEZIEL FÜR MUSLIME. VIELE DER ARABISCHEN TOURISTEN SIND AUCH IN SCHWULEN LOKALITÄTEN ANZUTREFFEN. WERDEN AUCH DIE PROBLEME DER ISLAMISCHEN HOMOSEXUELLEN THEMATISCH BEHANDELT?

Im Pride Guide gibt es einen Artikel, der den Aktivisten Magid El Rabeiy aus Ägypten porträtiert. Natürlich sparen wir thematisch die Lage von Lesben, Schwulen und Transgendern aus arabischen Ländern nicht aus. Als CSD-VeranstalterInnen ist es uns gleichzeitig, wichtig nicht nur über die Probleme zu berichten, sondern auch die Aufmerksamkeit auf die schönen, die bereichernden Erfahrungen von Internationalität zu lenken.

GANZ ALLGEMEIN: WAS WÜNSCHT SICH DER CSD FÜR DIE PARADE IN DIESEM JAHR?

Wir wünschen uns eine starke, sichtbare inhaltliche Beteiligung unserer Vereine und Gruppen während der Pride Week und bei der Parade. Mein persönlicher Wunsch ist, dass ganz viele unsere Veranstaltungen besuchen und schon mal mit ihrer Anwesenheit Solidarität zeigen. Und dann wäre es wunderbar, wenn aus diesem CSD ganz nachhaltig eine Vielzahl von solidarischen Aktionen entsteht.

Internet: WWW.CSD-MUNICH.DE

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