Ägypten erkennt Existenz von LGBTIQ* nicht an

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Während der 43. Tagung des Menschenrechtsrates am 12. März lehnte Ägypten die Empfehlungen mehrerer Staaten ab, Verhaftungen und Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Ausrichtung und der Geschlechtsidentität zu beenden.

Im Zuge der dritten Universal Periodic Review (UPR), einem Prüfverfahren, bei dem die Mitglieder des Menschenrechtsrates der Vereinten Nationen die Menschenrechtsbilanz der anderen Mitgliedsstaaten bewerten und Empfehlungen aussprechen, ignorierte Ägypten sämtliche Empfehlungen, die sich mit sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität und Geschlechtsausdruck befassen.

Zwei der im UPR-Bericht angeführten Empfehlungen betrachtete Ägypten als sachlich falsch und begründete das damit, dass Ägypten „die in dieser Empfehlung genannten Begriffe“, nämlich die Existenz der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität, „nicht anerkenne“. Im selben Atemzug erklärte Ägypten in der mündlichen Erklärung, das Land respektiere die Menschenrechte und wahre den Status der Grundfreiheit des Menschen.

Ägyptens Behörden jagen Queers auf Grindr ...

Foto: Screenshot Al-Kahera Wal-Nas

Unter der Regierung von Präsident Abdel Fattah al-Sisi führen die Behörden seit 2015 eine Kampagne der Verhaftung und Strafverfolgung gegen Hunderte von Menschen wegen ihrer wahrgenommenen oder tatsächlichen sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität durch (wir berichteten). Für das Jahr 2019 dokumentiert Bedayaa, eine in Kairo ansässige Organisation für LGBTIQ*-Rechte, insgesamt 92 Festnahmen. 8 Fälle davon betrafen Festnahmen in Hotels oder Häusern. 13 Festnahmen resultierten aus Dating-App-Fallen, die die ägyptischen Behörden immer wieder einsetzen, um LGBTIQ*s ausfindig zu machen (wir berichteten).

... und vermeintlich Homosexuelle auf den Straßen

Der überwiegende Teil der Festgenommenen ist jedoch „zufällig auf der Straße aufgegriffen“ worden. Das weist zum einen darauf hin, dass Ägypten Menschen aufgrund ihres Geschlechtsausdrucks diskriminiert, zum anderen lässt sich damit die ungeliebte Opposition unter Druck setzen – Vorgänge, die auch aus der Islamischen Republik Iran bekannt sind und wohl das Gegenteil der Ziele der grünen Revolution des arabischen Frühlings ausdrücken. 


Titelbild: Homoerotik im alten Ägypten – Links: Ostrakon aus der Ramessidenzeit mit wahrscheinlich homoerotischer Darstellung. Rechts: Darstellung eines homosexuellen Liebespaares.

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