Amazon: Profitgier und Prinzipien

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Der E-Commerce-Riese Amazon blockiert auf seiner Webseite in den Vereinigten Arabischen Emiraten Suchergebnisse für Produkte mit LGBTIQ*-Bezug. Damit beugt sich der Konzern dem Druck der Behörden des ölreichen Wüstenscheichtums.

Berichten zufolge drohten die Behörden der Vereinigten Arabischen Emirate mit Strafen und gaben dem Konzern bis 1. Juli Zeit, den Forderung nachzukommen, die Suchergebnisse für LGBTIQ*-Themen einzuschränken. Dies geht aus Dokumenten hervor, die von der New York Times eingesehen wurden, die zuerst über die Geschichte berichtete.

„Nachdem Amazon von den Emiraten gewarnt wurde, veranlasste das Team bei einer Reihe von Produkten die Entfernung einzelner Produkteintragungen, und das Team, das die Suchfunktionen des Unternehmens verwaltet, versteckte die Ergebnisse für mehr als 150 Schlüsselwörter“, schrieb die New York Times (Paywall). Darunter waren laut Bericht Stichwörter wie „lgbtq“, „pride“, „closeted gay“ und „transgender flag“.

Eine Suche von CNBC nach „LGBT“ und „LGBTQ“ auf der Amazon-Webseite der Vereinigten Arabischen Emirate lieferte keine Ergebnisse. Die Suche nach „pride“ ergab jedoch einige Artikel mit Regenbogenmotiven wie Notizbücher, Hemden und Handytaschen mit dem Wort „pride“. Auch Regenbogenflaggen ohne Aufschrift waren noch erhältlich.

Amazon erklärt sich

Ein Sprecher von Amazon erklärte gegenüber CNBC, die Entscheidung sei getroffen worden, um die lokalen Gesetze zu befolgen. „Als Unternehmen engagieren wir uns weiterhin für Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion, und wir glauben, dass die Rechte von LGBTQ+ Menschen geschützt werden müssen“, schrieb der Sprecher des Konzern in einer E-Mail an CNBC. „Mit Amazon-Läden auf der ganzen Welt müssen wir auch die lokalen Gesetze und Vorschriften der Länder einhalten, in denen wir tätig sind.“

Homosexualität in den Vereinigten Arabischen Emiraten 

Die Vereinigten Arabischen Emirate sind seit Jahren darum bemüht, sich als moderner und toleranter Zufluchtsort in einer ansonsten sehr konservativen Region darzustellen. Frauen unterliegen keinen besonderen Beschränkungen oder Verboten. Ihnen ist das Führen eines Kraftfahrzeuges ebenso erlaubt wie die Bewegung in der Öffentlichkeit, auch ohne männliche Begleitung. Schulterfreie Tops und sehr kurze Röcke oder Hosen entsprechen jedoch nicht den lokalen Wertvorstellungen.

Die Nachtclubs ähneln denen in Europa, es finden regelmäßig Konzerte berühmter Rapper und Popstars statt. Der Konsum von Alkohol ist erlaubt und im vergangenen Jahr wurden sogar die Strafen für einige Drogengesetze gelockert. Dennoch ist das Strafrecht durch islamische Moralvorstellungen geprägt. Homosexuelle Handlungen sind in den Vereinigten Arabischen Emiraten verboten und werden bei Anzeige auch strafrechtlich geahndet. Das Auswärtige Amt rät auf seiner Webseite insbesondere transsexuellen Personen, das Verbot des „Crossdressing“ zu beachten.

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