Überraschender Gastgeber: LGBTIQ+ Konferenz in Dubai?

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Die Vereinigten Arabischen Emirate gelten als eines der Länder mit den queerfeindlichsten Gesetzen der Welt – die Hauptstadt Dubai soll laut mehreren Medienberichten dennoch im Mai eine Internationale Konferenz über Geschlechtsidentität und LGBTIQ*-Rechte ausrichten. 

Update 10. Januar

Auch Redaktionen machen Fehler. Inzwischen ist bekannt, dass es sich bei dem Veranstalter der Konferenz um einen Betrüger handelt. Hut ab, wir sind, wie viel andere internationale Medien drauf rein gefallen und bitten um Entschuldigung bei unseren Leser*innen. 


Hier der Originalbeitrag

Überraschender Gastgeber: LGBTIQ* Konferenz in Dubai

Der Veranstalter, die internationale Forschungskonferenz, kündigte das Event auf der Website der World Academy of Science, Engineering and Technology an. In der Erklärung heißt es, dass eine Reihe von Themen im Zusammenhang mit Geschlecht, Identität und sexuellen Beziehungen einschließlich Homosexualität und LGBTQ+-Rechten behandelt werden sollen.

„Die 15. Internationale Konferenz über Geschlechtsidentität und LGBT-Rechte zielt darauf ab, führende akademische Wissenschaftler, Forscher und Forscherinnen zusammenzubringen, um ihre Erfahrungen und Forschungsergebnisse zu allen Aspekten von Geschlechtsidentität und LGBT-Rechten auszutauschen und zu teilen.“

Mit keinem Wort wird die Diskrepanz zwischen der Austragung der Konferenz und den Gesetzen der Vereinigten Arabischen Emirate erwähnt – die theoretisch sogar dazu führen könnten, dass die Vortragenden im Gefängnis landen, mahnt das US-amerikanische Netzwerk LGBTQ Nation an.

Die Konferenz soll im Mai 2021 sowie ein Jahr später im Mai 2022 in Dubai stattfinden. Inwieweit die Veranstaltungen aufgrund der Pandemie digitalisiert sind, ist nicht bekannt. Zur 15. Konferenz in 2021 und zur 16. in 2022 gehören neben den Treffen in Dubai auch Veranstaltungen in Peking und Athen.


Aktivist*innen prangern queerfeindliche Gesetze an

In den Vereinigten Arabischen Emiraten droht gemäß Artikel 177 des Strafgesetzbuches eine Freiheitsstrafe von bis zu 10 Jahren für „einvernehmliche Sodomie“, Cross-Dressing ist verboten, Vergewaltigungsopfer werden wegen Sodomie oder Sex außerhalb der Ehe strafrechtlich verfolgt. Ehebruch und Unzucht sind Verbrechen, die mit dem Tod bestraft werden können.

Aktivist*innen fragen sich: Und dieses Land soll nun eine Konferenz zu queeren Themen ausrichten? Während die einen die Meinung vertreten, dass solch ein queerfeindliches Land kein Recht hätte, diese Konferenz auszutragen – ganz abgesehen von den potentielle Gefahren für die Dozent*innen – äußerten andere ihre Hoffnung für die Zukunft der Queercommunity des Landes.


Bricht in den Emiraten eine neue Zeit an? 

Die Nachrichtenseite Al Bawaba mit Sitz in Jordanien und Dubai nannte die Nachricht zur Queerkonferenz eine „Überraschung“, jedoch eine positive, denn sie zeige „ein noch fortschrittlicheres Dubai, das in naher Zukunft entstehen wird“. 

Fakt ist: Das Land entwickelt sich in den letzten Jahren zunehmend offener. Strafrechtliche Verfolgungen von LGBTIQ+ sind nicht mehr bekannt. Kürzlich wurde damit begonnen, das Rechtssystem zu modernisieren und vom islamischen Recht unabhängiger zu gestalten. Die Emirate gaben bekannt, sie wollten Änderungen verabschieden, die Frauen stärker schützen und Alkoholbeschränkungen sowie Vorgaben im Ehe- und Scheidungsrecht lockern.

Zwar wurden keine Änderungen an den Gesetzen zum Thema Sexualität angekündigt, die Community schöpft dennoch Hoffnung auf Besserung ihrer Situation. Letzte Woche sorgte ein veröffentlichtes Foto zweier Frauen, die sich küssen, in sozialen Netzwerken für Aufregung.

Im Jahr 2008 wurde ein lesbisches Paar noch zu einem Monat Haft verurteilt, weil es an einem Strand Zuneigung gezeigt hatte. Nach Veröffentlichung des Fotos fragten viele Nutzer, ob sich die Gesetze soweit geändert hätten, dass sie nun gleichgeschlechtliche öffentliche Zuneigungsbekundungen zulassen. 

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