Argentinien sagt geschlechtsspezifischer Gewalt den Kampf an

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Am 3. Juli stellte Argentiniens Präsident Alberto Fernández gemeinsam mit Elizabeth Gómez Alcorta, der Ministerin für Frauen, Geschlecht und Vielfalt, einen nationalen Aktionsplan gegen geschlechtsspezifische Gewalt vor, der für eine gerechtere, gleichberechtigte und gewaltfreie Gesellschaft sorgen soll.

Der Mitte-Links-Politiker Alberto Fernández löste bei den Präsidentschaftswahlen am 27. Oktober 2019 den rechtsgerichteten Mauricio Macri ab und gilt allgemein als Straight Ally, der sich für queere Belange einsetzt – und dem Anschein nach auch gewillt ist, diese umzusetzen.

Der Schwerpunkt des Plan Nacional de Acción contra las violencias por motivos de género 2020-2022 liegt auf dem Monitoring von extremer Gewalt (Femizide, Transvestizide und Transfemizide) und von kulturellen wie strukturellen Dimensionen der Gewalt gegen Frauen und LGBTIQ*s. Das Ziel ist, mithilfe von behördenübergreifenden, intersektionalen und partizipativen Maßnahmen in Argentinien eine für Frauen und LGBTIQ*-Personen gerechtere, gleichberechtigte und gewaltfreie Gesellschaft aufzubauen. 18 Milliarden Pesos stehen dafür zur Verfügung.

Machismo als Ursache

Fernández sagte, er halte es für „beschämend, dass jemand Gewalt erleidet, weil er eine Frau ist“, und bekräftigte, dass diese Situation „nicht länger unterstützt werden kann und bestraft werden muss“, da „das Tolerieren uns zu einer schrecklichen Gesellschaft macht“. Und weiter:

„Wir haben die Pflicht, uns als Gesellschaft zu verändern. Wir Männer sind für den Untergang der Gleichberechtigung verantwortlich, und es gibt keinen Grund, nicht zu verstehen, dass dies dringend ein Ende haben muss.“

Femicidio (Femizid – engl. femicide) meint die geschlechtsspezifische Tötung von (Trans*)-Frauen und ist in Lateinamerika weit verbreitet. Von 25 Ländern mit den höchsten Femizid-Raten im Jahr 2016 befanden sich 14 in Lateinamerika. Eines dieser Länder, dessen Gesellschaft sehr stark machistisch geprägt ist, ist Argentinien. Femizide, dazu zählen auch Transvestizide und Transfemizide, sind ein gravierendes Problem für das Land.

Alle 30 Stunden wird eine Frau Opfer eines Femizids

Laut einer von La Casa del Encuentro durchgeführten Umfrage gab es in Argentinien im Zeitraum vom 30. Mai 2019 bis zum 1. Mai 2020 mehr als 300 Opfer von Femiziden, Transvestiziden und Transfemiziden. Um dieser Zahl eine menschliche Dimension zu geben und all diese ermordeten (Trans*)-Frauen und Mädchen sichtbar zu machen, veröffentlichte die überregionale argentinische Zeitung Clarín am 3. Juni die Todesanzeigen mit allen Namen der Opfer. Die Kampagne war eine Kooperation mit der Spotlight-Initiative, einem globalen Bündnis der Europäischen Union und der Vereinten Nationen, das darauf abzielt, Gewalt gegen Frauen und Mädchen weltweit zu beseitigen. 

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