Diana Zurco: „Meine Anwesenheit fordert die Gesellschaft heraus.“

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Das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Argentinien hat ein neues Gesicht: Am 16. März feierte die 40-jährige Journalistin Diana Zurco ihr Debüt als Co-Nachrichtensprecherin in der Primetime-Nachrichtensendung Televisión Pública. Als erste transsexuelle Moderatorin im argentinischen Fernsehen setzt sie damit einen wichtigen Meilenstein für die Gleichstellung von Trans*-Personen auf der ganzen Welt.

„Meine Anwesenheit fordert die Gesellschaft heraus“, sagte Diana Zurco in einem Interview mit The Associated Press. Denn Transgender-Frauen sind im argentinischen Fernsehen zwar nicht neu, aber bis zu diesem Zeitpunkt waren sie nur in Unterhaltungsprogrammen oder populären Seifenopern zu sehen. Die Präsenz einer Trans*-Person als Nachrichtensprecherin „wird die von Vorurteilen bestimmte Gesellschaft erkennen lassen, dass Trans*-Menschen wie alle anderen sind.“ 

Schule verweigerte Abschlusszeugnis 

Zurco besuchte zunächst eine katholische Schule. Als sich die damals 17-Jährige die Haare lang wachsen ließ und den Namen Diana – in Anlehnung an die außerirdische Hauptfigur in der Science-Fiction-Serie V (deutscher Titel: V – Die außerirdischen Besucher kommen) – annahm, wurde sie von der Schule verwiesen. Zurco wechselte auf eine öffentliche Schule, die sie jedoch ohne Abitur abschloss, weil sie sich weigerte, dass ihr Geburtsname im Abschlusszeugnis steht:

„Ich habe den Abschluss nicht erhalten, weil ich nicht bei meinem männlichen Namen genannt werden wollte“, sagte sie im Interview.

Harte Arbeit und ein Wettbewerb führten zur Karriere

Zurco fing an, in einem Schönheitssalon abgeschnittene Haare aufzufegen, um Geld zu verdienen. Mehrmals stand sie kurz davor war, sich zu prostituieren, doch immer schaffte sie es, sich mit Jobs im Friseursalon und im Büro irgendwie über Wasser zu halten, bis sie 2012 die Chance erhielt, ihrem Traumberuf ein Stück weit näher zu kommen: Um den Beruf der Moderatorin zu erlernen, absolvierte sie als erste Transfrau das Higher Institute of Radio Education (ISER) und setzte sich gegen 1.500 Mitbewerber*innen durch. Zu Recht, wie man heute sieht!

Im selben Jahr verabschiedete der argentinische Kongress eines der fortschrittlichsten Transsexuellengesetze der Welt (wir berichteten). Durch dieses Gesetz haben bislang etwa 9.000 Transgender Zugang zu hormonellen Behandlungen und kostenlosen Operationen zur Geschlechtsumwandlung erhalten. Erst Anfang dieses Jahres wurde die erste Trans*-Spielerin in die argentinische Frauenfußball-Profiliga aufgenommen (wir berichteten), nun also das Nachrichtenstudio. 

Argentinien reiht sich so denn im aktuellen Spartacus-Gay-Travel-Index 2020 auch nach Kanada, Malta, Schweden und Österreich auf Platz 5 der LGBTIQ*-freundlichsten Länder weltweit ein. 

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