Bangladesch: Islamisten protestieren gegen Hijras

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Tausende versammelten sich in der bangladeschischen Hauptstadt, um gegen einen neuen Lehrplan zu protestieren, der die Aufnahme von trans* Frauen in Schulbücher vorsieht. Laut örtlichen Polizeiangaben beteiligten sich bis zu 5.000 Menschen an der Kundgebung, die von einer der größten islamistischen Parteien Bangladeschs, Islami Andolan Bangladesh, organisiert worden war.

Foto: Munir Uz Zaman / AFP

Im vergangenen Jahr wurde im Rahmen einer Überarbeitung des Lehrplans entschieden, Transgender-Inhalte in den nationalen Lehrplan Bangladeschs aufzunehmen. So wird in einem Schulbuch über Sozialwissenschaften etwa die Geschichte eines Jungens namens Sharif erzählt, der eine Transition durchführt, den Frauennamen Sharifa annimmt und fortan mit anderen trans* Personen zusammenlebt.

„Wir werden nicht zulassen, dass Sharif zu Sharifa wird“, skandierten die Demonstranten nach dem Freitagsgebet vor der Nationalmoschee im Zentrum von Dhaka. Vereinzelt waren auch Slogans zu hören, in denen Bangladeschs große trans* Community aufgefordert wurde, das mehrheitlich muslimische Land zu verlassen. In der vergangenen Woche kam es an einer der führenden Universitäten Dhakas bereits zu Demonstrationen – mehrere hundert Studenten protestierten gegen die Entlassung eines Dozenten, der die Aufnahme von Transgender-Inhalten in die Lehrpläne verurteilt hatte.

Säkulare Verfassung garantiert Rechte

Bangladesch wird zwar mehrheitlich von Muslimen bewohnt, hat aber eine säkulare Verfassung, die Staat und Religion trennt. Das Strafgesetzbuch des Landes enthält immer noch den sogenannten Antisodomie-Paragrafen, der im 18. Jahrhundert unter britischer Besatzung eingeführt wurde. Angewendet wird das Gesetz, das homosexuelle Handlungen unter Strafe stellt, jedoch äußerst selten.

Fotos: Martin Bertrand / Hans Lucas / Hans Lucas via AFP

Fotos: Martin Bertrand / Hans Lucas / Hans Lucas via AFP

Fotos: Martin Bertrand / Hans Lucas / Hans Lucas via AFP

Am 10. November 2013 wurden Hijras, wie trans* Frauen in ganz Südasien genannt werden, in Bangladesch offiziell als drittes Geschlecht anerkannt. Seither sind sie in der bangladeschischen Gesellschaft immer sichtbarer geworden. Einige sind in die bangladeschische Politik eingetreten, und 2021 wurde erstmals eine Hijra Bürgermeisterin einer ländlichen Stadt.

Nichtsdestotrotz ist das gesellschaftliche Klima gegen die LGBTIQ*-Community äußerst angespannt und Queers sind in Bangladesch noch immer einer weit verbreiteten Diskriminierung ausgesetzt. *AFP/sah

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