Religionsführer fordern weltweites Verbot sogenannter Konversionsverfahren

by

Hunderte religiöse Führer aus der ganzen Welt haben sich in einer gemeinsamen Erklärung für ein globales Verbot sogenannter Konversionsverfahren ausgesprochen.

Konversionsmaßnahmen sind klare Menschenrechtsverletzungen. Dennoch ist die Praxis in vielen Ländern immer noch legal. Internationale Glaubensführer haben sich deshalb zusammengeschlossen und die Global Interfaith Commission on LGBT+ Lives gegründet. Die Kommission kämpft für das weltweite Verbot der sogenannten „Homo-/Trans*heilung“.

Globale Interreligiöse Kommission 

Den Startschuss für die Kommission gab eine Online-Auftaktveranstaltung am 16. Dezember. Dabei haben 370 religiöse Führer aus der ganzen Welt eine Proklamation unterzeichnet, in der ein Ende der Kriminalisierung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und ein globales Verbot sogenannter Konversionsverfahren gefordert wird. Die Unterzeichner*innen der Erklärung bitten außerdem um Vergebung für religiöse Lehren, die der LGBTIQ*-Community geschadet haben. 

Die Proklamation der Heiligkeit des Lebens und der Würde aller Menschen besagt, dass Menschen jeglicher sexuellen Orientierung, Geschlechtsidentität und Geschlechtsausdruck „ein kostbarer Teil der Schöpfung und Teil der natürlichen Ordnung sind“, und bekräftigt, dass alle „nach dem Gesetz gleich behandelt werden sollten“, weil „alle unter Gott gleich sind“.

In der Erklärung heißt es weiter, dass „bestimmte religiöse Lehren“ der LGBTIQ*-Community „tiefe Schmerzen und Beleidigungen“ zugefügt und „Unterdrückungssysteme geschaffen [haben], die Intoleranz schüren, Ungerechtigkeiten aufrechterhalten und zu Gewalt führen. Dies hat dazu geführt und führt immer noch dazu, dass viele von ihren Familien, ihren religiösen Gruppen und kulturellen Gemeinschaften abgelehnt und entfremdet werden.“

370 Unterschriften aus 35 Ländern

Unter den Unterzeichner*innen, die aus über 35 Ländern kommen, sind 9 Erzbischöfe und Erzbischöfinnen, 51 Bischöfe und Bischöfinnen und 16 Dekane und Dekaninnen aus allen Ecken der Anglikanischen Gemeinschaft, 65 Rabbiner*innen sowie weitere Glaubensführer aus dem Islam, dem Sikhismus, Buddhismus und Hinduismus. Die gesamte Liste der Unterschriften kann HIER eingesehen werden.

Zu den bekanntesten Unterzeichnern gehören der Friedensnobelpreisträger von 1984 und emeritierte Erzbischof Desmond. M. Tutu aus Südafrika, der Präsident der Akademie für jüdische Religion Rabbi Mel Gottlieb, der Generalminister und Präsident der Vereinigten Kirche Christi Rev. John C. Dorhauer und der Präsident der Alliance of Baptists Rev. Michael-Ray Mathews. In Deutschland haben Rabbi Jeremy Borovitz aus Halle und Pfarrer Jürgen Wandel von der württembergischen Landeskirche die Proklamation unterschrieben.

Politik wird zum Handeln aufgefordert

Für Jayne Ozanne, Direktorin der Global Interfaith Commission on LGBT+ Lives, ist die Erklärung ein Meilenstein.

„Wir hatten noch nie eine so kraftvolle, klare und unterstützende Erklärung von so vielen führenden Persönlichkeiten.“

Foto: Jaynne Ozanne / jayneozanne / Instagram

Ozanne sagte, sie „glaube nicht, dass irgendeine Regierung taub sein kann für die Schreie der Überlebenden“, und forderte Politiker auf, Konversionsmaßnahmen endlich zu verbieten. Menschen würden immer noch traumatisiert werden, während Politiker trödeln. „Wir müssen mit einer gewissen Dringlichkeit handeln“, so Ozanne.

Ihre Kritik richtete sich insbesondere gegen Großbritannien, das die sogenannte „Homo-/Trans*heilung“ immer noch erlaubt. Großbritannien hat sich aber dazu verpflichtet, diese Praxis zu beenden, und Boris Johnson kündigte im Juli 2020 an, er wolle ein Verbot vorantreiben. 

Grafik: Stinger20 / CC BY-SA 4.0 / wikimedia


Back to topbutton