Barbados: Bund fürs Leben statt lebenslang

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Mia Amor (!) Mottley. So heißt die Premierministerin von Barbados. Lesben und Schwule auf der ehemals britischen Insel könnten sie durchaus als Liebesboten der Götter in die Geschichtsbücher schreiben. Bisher konnte Homosexualität mit lebenslanger Haft geahndet werden.

Am 15. September kündigte Dame Sandra MasonGeneralgouverneurin von Barbados und Vertreterin von Staatsoberhaupt Queen Elizabeth II, an, Homosexualität zu entkriminalisieren und „eine Form der Zivilunion für Paare des gleichen Geschlechts anzuerkennen, um sicherzustellen, dass kein Mensch auf Barbados bei der Ausübung von Bürgerrechten, die ihnen gehören sollten, diskriminiert wird“. Mason erklärte in der Eröffnungsrede des Parlaments, die Rechtssysteme moderner Gesellschaften würden viele verschiedene Formen menschlicher Beziehungen anerkennen. Barbados dürfe

„nicht weniger tun, denn Mitgefühl, Anstand, Einfühlungsvermögen, Freundlichkeit, Fairness und Gerechtigkeit sind das, was uns als Volk auszeichnet“.

Die Rede zur Eröffnung der neuen Legislaturperiode des Parlaments wird gemeinhin als Gradmesser für die Agenda der Regierung der nächsten Jahre gesehen. 

Foto: UNCTAD, CC BY-SA 2.0, wikimedia


Eine formale Gleichstellung der Ehe wird es vorerst aber nicht geben. Darüber soll in einem gesonderten Referendum entschieden werden, was LGBTIQ*-Verbände naturgemäß für eine suboptimale Vorgehensweise halten, da es über Menschenrechte keine Volksabstimmungen geben sollte.

Mia Amor Mottley: Sozial, empathisch und mit fast absoluter Macht

Seit 2018 ist Mia Mottley Premierministerin der karibischen Insel. Nach einem recht schmutzigen Wahlkampf, bei dem die Opposition Mottley mit Spekulationen zu ihrem Geschlecht zu diskreditieren versuchte, gelang Mottley mit ihrer Partei bei der Parlamentswahl am 24. Mai 2018 ein Erdrutschsieg – 74,6 Prozent der Stimmen und alle 30 Parlamentssitze gingen an die Barbados Labour Party (BLP).

In ihrer Zeit als Generalstaatsanwältin von Barbados ab 2001 ordnete Mottley die Erforschung von Gesetzen und Maßnahmen an, die zur Verminderung neuer HIV-Infektionen beitragen. Die Untersuchung kam zu dem Schluss, das es entscheidend sei, die Gesetze gegen Sodomie aufzuheben. Nach öffentlichen Protesten wurde das Vorhaben wieder fallengelassen.

Homosexualität auf Barbados: Gesetze und Evangelikale hinken der Gesellschaft hinterher

Barbados hat rein juristisch eines der strengsten Gesetze gegen Homosexualität auf der Welt. Die Sodomie-Gesetze, die auf die Briten zurückgehen, sehen eine lebenslange Haftstrafe vor, werden laut Equaldex aber selten bis gar nicht angewandt.

Foto: Isiah Gibson / unsplash / CC0

In einer Umfrage aus dem Jahr 2016 gaben 67 Prozent der Barbadier an, gegenüber der LGBTIQ*-Community tolerant zu sein. 82 % der Befragten waren darüber hinaus gegen die Diskriminierung von Queers. Doch seit evangelikale Einflüsse aus den USA in den letzten Jahren zunehmen, ist auch der Ton gegen queere Menschen auf den Inseln rauer geworden. 2018, beim ersten Pride-Marsch in Barbadosʼ Hauptstadt Bridgetown, behaupteten örtliche Kirchenführer, die Unterstützung für die LGBTIQ*-„Agenda“ sei eine Form des „Neokolonialismus“ – skurril, da die Sodomie-Gesetze erst mit der britischen Kolonialherrschaft eingeführt wurden. 

Übrigens: Lust auf ein Jahr Auszeit oder Aussteigen?

Seit Juli stellt Barbados das WELCOME STAMP VISUM aus, mit dem Ausländer zwölf Monate lang auf Barbados leben und arbeiten können. Mit dem Visum ist man auf Barbados nicht einkommenssteuerpflichtig.

Foto: Sam Loyd / Unsplash / CC0

Nach Berichten von PinkNews, dass Ehepartner im Online-Formular für das Welcome-Stamp-Visum nur als gemischtgeschlechtliche Partner definiert werden, lud Premierministerin Mottley explizit auch gleichgeschlechtliche Paare auf die Insel ein:

„Solange ich Premierministerin dieser Nation bin, heißen wir alle willkommen, jeden Einzelnen.“

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