Basketballstar Brittney Griner ist frei!

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Knapp zehn Monate nach ihrer Festnahme in Russland ist die US-Basketballerin Brittney Griner im Zuge eines spektakulären Häftlingsaustauschs in ihre Heimat zurückgekehrt. Die USA hatten Griner gegen den berüchtigten russischen Waffenhändler Viktor Bout ausgetauscht. Ungeklärt ist weiterhin das Schicksal des ebenfalls in Russland inhaftierten US-Bürgers Paul Whelan.

Ein Flugzeug mit der 32-Jährigen an Bord landete am frühen Morgen des 9. Dezember im US-Bundesstaat Texas. „Wir bestätigen, dass Brittney Griner auf dem Militärstützpunkt San Antonio in Texas angekommen ist (...) und dass sie (...) in das Brooke Military Medical Center gebracht wurde“, sagte ein Sprecher der militärmedizinischen Einrichtung am Freitag. Griner soll dort nach ihrer Landung untersucht werden.

Die Basketballspielerin sei „gut drauf“, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, am Freitag auf MSNBC. Die Familie von Griner drückte in einer Erklärung ihre „aufrichtige Dankbarkeit“ gegenüber US-Präsident Joe Biden und seiner Regierung aus „für die unermüdliche Arbeit, die sie geleistet haben, um Brittney nach Hause zu bringen“.

Foto: Adam Schultz / The White House / Getty Images via AFP

Griner war im Februar dieses Jahres bei ihrer Ankunft an einem Moskauer Flughafen festgenommen worden. In ihrem Gepäck waren Kartuschen für E-Zigaretten mit geringen Mengen Cannabisöl gefunden worden. Griner nahm das Cannabis nach eigenen Angaben, um Schmerzen infolge von Sportverletzungen zu stillen. In Russland ist aber auch ein medizinischer Einsatz der Droge illegal.

Im August wurde die 32-Jährige wegen Drogenschmuggels zu neun Jahren Haft verurteilt. Ende Oktober scheiterte die Meisterin der US-Frauenliga WNBA und zweifache Olympia-Goldmedaillengewinnerin mit einem Berufungsantrag. Im November wurde sie in eine abgelegene russische Strafkolonie verlegt (männer* berichtete).

Freiheit im Tausch gegen „Händler des Todes“

Die Basketballerin war am Donnerstag am Flughafen von Abu Dhabi gegen den zuvor aus US-Haft entlassenen Waffenhändler Bout ausgetauscht worden. Aufnahmen russischer Staatsmedien zeigten, wie Griner und Bout auf einem Rollfeld an Beamten des jeweils anderen Landes übergeben und zu Flugzeugen gebracht werden, die sie in ihre Heimat ausflogen.

US-Präsident Joe Biden dankte den Vereinigten Arabischen Emiraten für ihre Unterstützung bei dem Austausch. Auch Saudi-Arabien spielte nach eigenen Angaben eine Vermittlerrolle. Bidens Sprecherin Karine Jean-Pierre betonte hingegen, der Austausch sei nicht unter Vermittlung von Drittstaaten zustande gekommen: „Die einzigen Länder, die dieses Abkommen ausgehandelt haben, waren die Vereinigten Staaten und Russland.“

Der im Austausch für Griner freigelassene Waffenhändler Bout traf bereits am Donnerstag in Russland ein. Der 55-Jährige saß in den USA seit mehr als zehn Jahren im Gefängnis, er war wegen wegen Verschwörung zu Mord und seiner Waffengeschäfte zu 25 Jahren Haft verurteilt worden. Bout soll Waffen in zahlreiche Krisengebiete geliefert haben und wird deswegen als „Händler des Todes“ bezeichnet. Er lieferte die Vorlage für den Hollywood-Film „Lord of War“ mit Nicholas Cage in der Hauptrolle.

„Sie haben mich mitten in der Nacht geweckt und mir gesagt, ich solle meine Sachen packen“, berichtete Bout über seine Freilassung. Er habe keine genauen Informationen erhalten. „Aber ich bin jetzt hier, das ist das Wichtigste.“ In einem Interview mit dem TV-Sender Russia Today warf er westlichen Ländern am Freitag vor, Russland „zerstören“ und „spalten“ zu wollen.

Was passiert mit Paul Whelan?

Zu Paul Whelan, der wegen „Spionage“ in einer russischen Strafkolonie inhaftiert ist, sagte John Kirby, dass die USA weiterhin mit Moskau in Kontakt stünden, um den ehemaligen Soldaten in sein Heimatland zu holen. Whelan war im Dezember 2018 in Russland festgenommen und 2020 zu 16 Jahren Haft verurteilt worden. 

Whelan sagte in einem Telefonat mit dem Sender CNN, er sei enttäuscht, dass die US-Regierung nicht mehr für seine Freilassung getan habe. Er sei für ein Verbrechen verhaftet worden, das nie stattgefunden habe. „Ich verstehe nicht, warum ich immer noch hier sitze.“

Foto: Kirill Kudryavtsev / AFP

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow betonte, dass die Verhandlungen mit den USA „nur den Austausch“ der beiden Gefangenen Griner und Bout betroffen hätten. US-Präsident Biden erklärte, Moskau behandle Whelans Fall leider anders als jenen von Griner. Russlands Präsident Wladimir Putin schloss den Austausch weiterer Häftlinge mit den USA allerdings nicht aus. „Sind andere (Häftlingsaustausche) möglich? Ja, alles ist möglich“, sagte Putin in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek. Der nun erfolgte Austausch sei „das Ergebnis von Verhandlungen und der Suche nach Kompromissen.“

Die Chefredakteurin von Russia Today, Margarita Simonjan, spottete auf ihrem Telegram-Kanal, dass „eigentlich Bout gegen Whelan ausgetauscht werden sollte“, jetzt aber „hätten sie Griner bekommen“. Statt für „einen dekorierten Marinesoldaten, der für seinen Dienst am Vaterland gelitten hat“ würde sich der moderne amerikanische Wähler offensichtlich für „eine drogensüchtige schwarze Lesbe“ entscheiden, so Simonjan.

*AFP/sah

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