Texanische Stadt zensiert „obszönes“ Kunstwerk

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Das Performance-Kunst-Video „Spictacle II: La Tortillera“ der queeren Latinx-Performerin Xandra Ibarra wurde vom Staatsanwalt der texanischen Stadt San Antonio als „obszön“ eingestuft und aus einer Ausstellung entfernt. 

Kurz vor der Eröffnung einer Gruppenausstellung mit dem Titel XicanX: New Visions am 13. Februar 2020 im Centro de Artes von San Antonio entschied die Abteilung für Kunst und Kultur der texanischen Stadt, dass ein Performance-Kunst-Video der queeren Künstlerin Xandra Ibarra nicht in der Ausstellung gezeigt werden darf. Zuvor hatte der Staatsanwalt der Stadt, Andy Segovia, den Inhalt des Videos „Spictacle II: La Tortillera“ als „obszön“ beurteilt und zensiert.

„Spictacle II: La Tortillera“, das HIER angesehen werden kann, ist Teil einer Serie aus Live-Performances aus den frühen 2000er Jahren, die 2014 nachgestellt und als Video-Performances aufgezeichnet wurden. Mithilfe von mexikanischer Ikonographie, provokativer Nacktheit und sexueller Symbolik stellt die Performancekünstlerin Xandra Ibarra, die auch als „La Chica Boom“ bekannt ist, stereotype Vorstellungen über Latinx-Körper infrage.

Das vierminütige Video zeigt Ibarra in mexikanischer Hausfrauenkleidung, ähnlich wie es Hostessen und Kellnerinnen in mexikanischen Restaurants tragen müssen. Sie tanzt um einen Tisch, nimmt zwei Tortillas aus ihrer Tasche, legt sie auf einen Tisch und platziert ihre Unterwäsche darauf.

In der Mitte des Videos zieht sie das biedere Kleid aus, entblößt ihr nacktes Gesäß und ihre mit Nippelquasten bedeckten Brüste. Dann nimmt sie ihre Schürze ab und zeigt eine Flasche scharfe Tapatia-Sauce, die an einem Umschnallgurt zwischen ihren Beinen baumelt. Sie simuliert Masturbation, streichelt die Flasche und spritzt eine große Menge scharfer Sauce auf beide Tortillas. Sie leckt sich etwas Sauce vom Daumen, während sie trotzig in die Kamera schaut und weggeht.

Der Zeitschrift ARTnews schrieb Ibarra per E-Mail, sie sei von der Entscheidung der Stadt nicht überrascht, da ihre Arbeiten in der Vergangenheit schon aus Ausstellungen entfernt wurden. Doch ist genau die Bloßstellung dieser Praxis der Motor ihrer Kunst: 

„Ich möchte diesen Moment bei der Darstellung sexueller Inhalte in Kunsträumen nutzen, um die kulturelle Krise und die Angst infrage zu stellen, die die Künste NOCH erleben.“

Ibarra schreibt weiter:

„Ob es sich um eine Warnung, einen Vorhang, eine Guck-Box oder einfach nur um die völlige Zensur von Kunstwerken handelt, die sich mit rassistischer Sexualität und/oder Sex befassen, sie sind die Marker und Werkzeuge zur Durchsetzung der sexuellen Normalität.“

Freiheit der Kunst gefährdet

Nach Ansicht der National Coalition Against Censorship verletzt das Verbot das Recht auf Rede- und Meinungsfreiheit und steht somit im Widerspruch zu den First Amendment-Verpflichtungen der Stadt San Antonio. Darüber hinaus sei die Feststellung, das Video beinhalte „obszöne Inhalte“, nicht korrekt, da die gesetzliche Definition von Obszönität nicht für Werke mit „ernsthaftem literarischen, künstlerischen, politischen oder wissenschaftlichen Wert“ gelte.

Die Kuratoren der Ausstellung, Suzy González und Michael Menchaca, die unter dem Namen Dos Mestizx auftreten, sagten in einem Telefoninterview mit ARTnews, die Zensur sei „ein Akt der Diskriminierung und eine homophobe Reaktion auf den Künstler und das Kunstwerk des Künstlers“. Sie haben eine Petition erstellt, die HIER unterzeichnet werden kann. Außerdem forderten sie die Stadt San Antonio dazu auf, ihre Definition von „Obszönität“ nochmals zu überdenken, denn diese folge stark der Tradition, „den sexuellen Ausdruck zum Schweigen zu bringen“.

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