Religiöser Einfluss auf Schulen – In Großbritannien stoppen Muslime Vielfaltsunterricht

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Was in Deutschland Hedwig von Beverfoerde und ihre fundamentalchristliche „Demo für alle“ versuchen, haben im britischen Birmingham muslimische Eltern erfolgreich getan: Eine Unterrichtsreihe zur Aufklärung über nicht heterosexuelle Menschen gestoppt. Das berichtete der Humanistische Pressedienst HPD.

Foto: Luke Matthews / unsplash

Das Programm „No Outsiders“ („Keine Außenseiter“) wurde demnach 2014 an der Parkfield Community Grundschule entwickelt und an vielen weiteren Schulen übernommen. Ähnlich wie bei den Bildungsplänen in Baden-Württemberg oder Niedersachsen weckte die Aufklärung über die Vielfalt der Familienformen den Protest konservativer Eltern. Eine Mutter warf den Machern des Programmes und den Schulen vor, Kinder zu früh mit queeren Themen zu konfrontieren und diese dadurch zu verwirren. Als Muslima respektiere sie zwar die britischen Werte, umgekehrt würde aber der Ethos der Muslime nicht respektiert.

Der Protest der Mutter wurde in Birmingham eine Massenbewegung, die laut HPD letztlich sogar dazu führte, dass das Programm in einigen Schulen vom Lehrplan gestrichen wurde. Nicht beteiligt sind christlich geführte Schulen, denn Schulen konfessioneller Bindung sind eh von den staatlichen Vorgaben zur Vielfaltsbildung ausgenommen. Dort findet Sexualaufklärung erst in der Oberstufe verpflichtenf statt.

Muslime gegen Muslime

Besonders auffällig aus deutscher Sicht ist die Nähe der Argumentationsmuster der Gegner*innen von Vielfaltsunterricht. Auch in Großbritannien argumentieren sie heftig dagegen, homophob genannt zu werden. Ein Anführer der Bewegung sagte gegenüber der BBC:

„Moralisch akzeptieren wir Homosexualität nicht als eine gültige sexuelle Beziehung. Das hat nichts mit Homophobie zu tun. Das wäre ja so, als würde man sagen, dass jemand islamophob ist, weil er nicht an den Islam glaubt.“

Falsch, findet der schwule muslimische Aktivist Khakan Qureshi aus Birmingham, der Gegenprotest organisiert:

„Ich und viele andere wussten schon in sehr jungen Jahren, dass wir anders waren und wir hätten uns diese Art von Erziehung gewünscht."

Er wirft den Protestierenden ganz klar Homophobie vor und reiht sich damit nahtlos in die Argumente der Gegenproteste in Deutschland ein: Die sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Idendität ist keine Glaubenssache.

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