Erste Stadt Japans führt geschlechtsneutrale Partnerschaftszertifikate ein

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In einer feierlichen Zeremonie wurde in der japanischen Stadt Chiba eine neue Verordnung zelebriert, die Partnerschaften unabhängig vom Geschlecht der Partner anerkennt. Drahtzieher des Pionierschritts ist Bürgermeister Toshihito Kumagai

Foto: facebook.com/toshihito.kumagai

„In Chiba hat jetzt jeder Bürger das Recht, von der Öffentlichkeit als Individuum gewürdigt zu werden und einen partnerschaftlichen Eid anerkannt zu bekommen“, sagte Toshihito Kumagai am Dienstag im Rahmen eines feierlichen Aktes, bei dem er mehreren gleichgeschlechtlichen Paaren Partnerschaftszertifikate überreichte. Er sprach dabei die Worte: „Ich wünsche Euch Glück auf dem Weg, stetig bessere PartnerInnen zu werden.“ Mit dem Partnerschaftszertifikat sind unter anderem Vergünstigungen im Steuer-, Erb- und Wohnrecht sowie in Sachen Familienstand verbunden. So werden Inhaber des Zertifikats zum Beispiel in Krankenhäusern als Familienangehörige anerkannt.

Was sich zunächst nach der Einführung Eingetragener Lebenspartnerschaften anhört, wie sie in den vergangenen Jahren in mehreren japanischen Präfekturen und Städten stattgefunden hat (blu berichtete), ist bei genauerem Hinsehen ein Konkurrenzmodell zur Ehe (die gleichgeschlechtlichen Paaren in Japan nicht offensteht). Wo die Lebenspartnerschaften in anderen japanischen Städten nämlich gleichgeschlechtlichen Paaren vorbehalten sind (genau wie einst in Deutschland), stehen sie in Chiba allen BürgerInnen offen, also auch Trans*-Personen und Heteros. Somit kann Kumagai sich damit brüsten, der erste Bürgermeister Japans zu sein, der ein Partnerschaftsinstitut etabliert, das keine Diskriminierung aufgrund von Geschlecht und sexueller Orientierung kultiviert. Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist für den Politiker generell ein großes Thema. So macht er sich unter anderem für Quotenregelungen stark, die die Normierung vermeintlicher Frauen- und Männerberufe auflösen sollen. 

Bei der Partnerschaftszeremonie am Dienstag betonte Kumagai, dass Diversität in Japan eine lange Tradition habe und die Diskriminierung von LGBTIQ* erst durch den zunehmenden Einfluss westlicher (und damit christlicher) Kulturen seit der Meiji-Restauration Konjunktur hätte. Gleichzeitig betonte er, dass gesellschaftlicher Wertewandel in Richtung stärkerer Inklusion (von LGBTIQ*) unabwendbar sei, was er am Beispiel verdeutlichte, dass noch vor wenigen Jahrzehnten Linkshändertum als Behinderung angesehen wurde, was inzwischen fast unglaublich erscheine. 

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