Japanische Präfektur verbietet Zwangsoutings

by

Seit COVID-19 ist in Japan die Angst vor Zwangsoutings gestiegen. Der Gouverneur der Präfektur Mie hat nun angekündigt, das Outen von Personen gegen ihren Willen zu verbieten.

Um den Ausbruch der neuen Atemwegserkrankung COVID-19 einzudämmen, haben japanische Gesundheitsbehörden wie überall auf der Welt damit begonnen, Coronavirus-Patienten aufzuspüren und sie zu befragen, wie sie sich infiziert haben.

Die Befürchtung, unfreiwillig geoutet zu werden, hat seither unter den Homosexuellen Japans stark zugenommen. Zum Teil zögern die Menschen, medizinische Einrichtungen aufzusuchen, um sich testen zu lassen, weil sie Angst vor Outings und Diskriminierung haben.

Eikei Suzuki, Gouverneur der Präfektur Mie – einer Region auf der japanischen Hauptinsel Honshū mit rund 1,8 Mio. Einwohnern – will diesen unhaltbaren Zustand beenden. Auf der Präfekturversammlung am 3. Juni kündigte er deshalb ein generelles Verbot von Zwangsoutings an.

Das Verbot, das laut Japan Today Teil eines umfassenderen Antidiskriminierungsgesetzes ist, untersagt Dritten die sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität einer Person offenlegen oder diese Person dazu zwingen, sich selbst öffentlich zu outen.

Suzuki erklärte, dass ein Outing „Familien- und Arbeitsbeziehungen destabilisieren und Menschen in die Isolation treiben kann, indem es Freundschaften und den Kontakt mit anderen Menschen stört“, und verwies auf einen Fall aus dem Jahr 2015. Ein Doktorand der Hitotsubashi-Universität sei einem homophoben Klassenkameraden ausgesetzt gewesen und habe deshalb Selbstmord begangen.

Neben Corona sei es vor allem diese Geschichte gewesen, die ihn dazu bewogen habe, die neue Verordnung aufstellen. Die Bürger*innen der Präfektur sollen die Vielfalt des Geschlechts verstehen, Diskriminierung und Vorurteile gegen queere Menschen beseitigen, damit eine inklusive Gesellschaft entstehen kann. Auch in der Präfektur selbst soll es – ähnlich wie es das Berliner Antidiskriminierungsgesetz vorsieht – Untersuchungen geben, ob Behörden die Vielfalt und die Gleichstellung der Geschlechter respektieren.

„Es ist sicherlich wahr, dass echte Veränderungen nicht allein durch Gesetze erreicht werden können“, fügte Suzuki hinzu, denn um „die Wahrnehmung einer ganzen Gesellschaft zu verändern, müssen tiefere Maßnahmen ergriffen werden“. Aber

„zumindest hat dieses Verbot bereits viele Diskussionen im Land ausgelöst und auf diese Weise hoffentlich einige dazu veranlasst, genauer über die Situation und deren Bedeutung für alle nachzudenken.“


Wichtige Adressen, wenn du an Suizid denkst oder jemanden kennst, der das tut:

Back to topbutton