Chiles neue Regierung wird queer(er)

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Der designierte chilenische Staatspräsident Gabriel Boric hat mit Alexandra Benado und Marco Antonio Ávila zwei offen lebende LGBTIQ*-Personen in sein Kabinett berufen. Alexandra Benado Vergara, die lesbisch ist, wird Chiles zukünftige Sportministerin. Der schwule Marco Antonio Ávila wurde zum künftigen Bildungsminister des Landes ernannt.

Mit fast 56 Prozent der Stimmen und einem deutlichen Vorsprung zu seinem Kontrahenten, dem ultrakonservativen José António Kast (44 Prozent), hatte der linksgerichtete Abgeordnete Gabriel Boric die Stichwahl für das Präsidentenamt am 19. Dezember 2021 gewonnen (männer* berichtete).

Javiera Zúñiga, Sprecherin der chilenischen LGBTIQ*-NGO Movilh (Movimiento de Integración y Liberación Homosexual), begrüßte die Berufung von Benado und Ávila ins Kabinett. Ihre Ernennung „schreibt Geschichte und setzt den schönen Kreislauf in der Besetzung öffentlicher Ämter durch LGBTIQA+-Personen fort“, sagte Zúñiga in einer Pressemitteilung und wies darauf hin, dass „Ávila Lavanal und Benado Vergara mit ihrer Karriere und Arbeit ein Signal von höchster Relevanz für alle LGBTIQA+-Personen, insbesondere für junge Menschen, setzen“, denn sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität seien kein Hindernis mehr für den Zugang zu einer Stelle in Chile.

„Sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität sind irrelevant, egal ob es sich um eine öffentliche oder private Stelle handelt. Es kommt allein auf die Fähigkeiten an.“

Wer sind die neuen Minister*innen?

Marco Antonio Ávila Lavanal (44) ist Spanischlehrer und Projektleiter der Fundación Chile. Seine Schwerpunkte sind die berufliche Entwicklung von Lehrern und die Verbesserung der öffentlichen Bildung. Er ist Mitglied der Revolución Democrática (RD) und arbeitete zwischen 2015 und 2018 im Bildungsministerium der zweiten Regierung von Michelle Bachelet als nationaler Koordinator für Sekundarbildung.

Die gebürtige Schwedin Alexandra Benado Vergara (45) hat einen Abschluss in Erziehungswissenschaften und Pädagogik. Als Profifußballerin spielte sie bis 2011 in der chilenischen Frauenfußballnationalmannschaft. Zwischen 2012 und 2017 war Benado Vergara Mitglied der FIFA-Frauenfußballkommission und der Frauen-Weltmeisterschaft. Außerdem war sie Spielkommissarin für die Frauen-Weltmeisterschaft Frankreich 2019. Als LGBTIQ*-Aktivistin hatte Benado Vergara, die keiner Partei angehört, den Staat Chile vor dem Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte angeklagt, damit gleichgeschlechtliche Paare rechtlich anerkannt werden.

Historischer Wahlsieg 

Boric und seine Regierung werden ihr Amt am 11. März antreten. Der erst 35-jährige Gabriel Boric steht für eine neue politische Generation in Chile und die Abkehr vom neoliberalen Wirtschaftsmodell des früheren Militärdiktators Augusto Pinochet. In seiner ersten offiziellen Ansprache nach dem Wahlsieg versprach Boric, die „sozialen Rechte” auszubauen, dies werde mit „finanzieller Verantwortung” einhergehen.

Am Tag zuvor tritt das chilenische Gesetz zur Gleichstellung der Ehe in Kraft, das am 8. Dezember beschlossen wurde (männer* berichtete).

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