Chile hat nach jahrelangem politischen Ringen die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe endgültig beschlossen. Entsprechende Gesetzesänderungen wurden sowohl vom Senat als auch von der Abgeordnetenkammer in der Hafenstadt Valparaiso jeweils mit breiter Mehrheit angenommen.
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Mitglieder verschiedener sozialer Bewegungen feiern im Senat nach der Verabschiedung eines Gesetzes zur Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Chile auf dem Nationalkongress in Valparaiso, Chile, am 7. Dezember 2021
Der Gesetzgebungsprozess hatte über vier Jahre gedauert. 2017 hatte die damalige sozialistische Präsidentin Michelle Bachelet den Gesetzentwurf im Parlament eingebracht. Es folgte ein jahreslanges Hin und Her. Der amtierende konservative Staatschef Sebastián Piñera kündigte dann im Juni überraschend an, die Verabschiedung des Gesetzes im Nationalkongress zu beschleunigen (zum männer* Bericht). Nun stimmten im Oberhaus 21 Senatoren für die Initiative, acht dagegen und drei enthielten sich. Ein ähnliches Bild ergab sich im Unterhaus, wo 82 Abgeordneten dafür stimmten und 20 dagegen; zwei enthielten sich.
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Luftaufnahme des Präsidentenpalastes La Moneda, der am 7. Dezember 2021 in Santiago nach der Verabschiedung eines Gesetzes zur Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Chile beleuchtet wurde. Der chilenische Kongress hat am Dienstag einem lang erwarteten Gesetz zur Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe zugestimmt nur eine Handvoll Länder im mehrheitlich katholischen Lateinamerika mit ähnlichen Gesetzen. Die Maßnahme wird von Präsident Sebastian Pinera unterstützt, der sie unterzeichnen muss, und wird auch verheirateten gleichgeschlechtlichen Paaren die Adoption von Kindern ermöglichen.
Kampf begann 2015 mit der Einführung der Lebenspartnerschaft
Bislang war das einzige Rechtsinstrument zur rechtlichen Vereinigung gleichgeschlechtlicher Paare in Chile die 2015 eingeführte eingetragene Partnerschaft, die Zugang zu vielen Rechten gewährt, die auch die Ehe vorsieht. Allerdings waren eingetragenen Partnern bislang Adoption und gemeinsame Elternschaft verwehrt. Dagegen regte sich von Beginn an Widerstand, 2017 und 2018 kam es zu ersten Anläufen einer Gesetzesänderung zur Einführung der Ehe für alle (zum männer* Bericht).
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Menschen feiern die Verabschiedung eines Gesetzes zur Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Chile am 7. Dezember 2021 in Santiago.
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Männer machen ein Selfie, während sie nach der Verabschiedung eines Gesetzes zur Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Chile am 7. Dezember 2021 in Santiago feiern.
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Die Menschen warten auf die Verabschiedung eines Gesetzesentwurfs zur Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Chile am 7. Dezember 2021 in Santiago de Chile
Nun werden dafür das Bürgerliche Gesetzbuch und andere Rechtsvorschriften endlich entsprechend geändert. Die Bewegung für Homosexuellen-Rechte Movilh, die sich seit Jahren für die Legalisierung der Homo-Ehe in dem südamerikanischen Land einsetzt, begrüßte die Entscheidung des Kongresses als
„historischen und entscheidenden Schritt zur Förderung und Festigung der Menschenrechte gleichgeschlechtlicher Paare und gleichgeschlechtlicher Familien".
Chile ist damit nach Costa Rica, Ecuador, Kolumbien, Brasilien, Uruguay und Argentinien das siebte lateinamerikanische Land, das die gleichgeschlechtliche Ehe einführt. In Mexiko ist die Homo-Ehe zudem in 14 der 32 Bundesstaaten möglich. *AFP/ck