#ehefüralle: Indische Regierung setzt Obersten Gerichtshof unter Druck

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Die indische Regierung hat sich vehement gegen die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe ausgesprochen und sie als „urbanes, elitäres Konzept“ bezeichnet, das religiöse und soziale Werte untergrabe.

CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27366833

Sie lehnte erst kürzlich die Beförderung eines schwulen Anwalts an den Obersten Gerichtshof aufgrund seiner Homosexualität ab und versucht so, ihren Einfluss auf das unabhängige Gericht zu stärken, bzw. eine weitere Liberalisierung zu unterbinden. Grund auch: Der Oberste Gerichtshof des Landes beginnt aktuell mit der Anhörung über das Recht auf Eheschließung durch Personen des gleichen Geschlechts.

In einer Stellungnahme der hindunationalistischen Regierung unter der Führung von Premierminister Narendra Modi wurde dem Obersten Gerichtshof eine Erklärung vorgelegt, die sich gegen die gleichgeschlechtliche Ehe ausspricht. 

„Eine gültige Ehe kann nur zwischen einem biologischen Mann und einer biologischen Frau geschlossen werden“, heißt es darin. 

Es handelt sich um die bedeutendste Infragestellung des Status quo der Homosexuellenrechte seit 2018, als der Oberste Gerichtshof in einem wegweisenden Urteil ein Gesetz aus der Kolonialzeit, das Homosexualität kriminalisierte, aufhob.

Zu den Fragen, die in dem Fall aufgeworfen werden, gehört nicht nur die Ehe, sondern auch das Recht gleichgeschlechtlicher Paare, Kinder zu adoptieren und dass ihre Familien die gleichen Rechte haben wie heterosexuelle Eltern. Dagegen wendet sich auch die staatliche Kommission für den Schutz der Rechte des Kindes, die in einer Eingabe an den Obersten Gerichtshof erklärte: 

„Gleichgeschlechtlichen Paaren die Adoption zu erlauben, kommt einer Gefährdung der Kinder gleich.“

Gesellschaftliche Situation von LGBTIQ* besser

Foto: Mayank Makhija / NurPhoto / AFP

Anfang des Jahres hatte zum ersten Mal seit drei Jahren in Neu-Delhi wieder ein Pride-Marsch stattgefunden. Hunderte Menschen demonstrierten dabei im Zentrum der indischen Hauptstadt für eine Anerkennung der gleichgeschlechtlichen Ehe. Die Einstellung zur Homosexualität hat sich in Indien in den vergangenen Jahren etwas gelockert – zumindest in der städtischen Mittelschicht, unter anderem auch wegen der vielen und äußerst beliebten Bollywood-Filme und -Serien in denen es mehr und mehr LGBTIQ*-Charaktere gibt.

Foto: Diptendu Dutta / AFP

Aber in dem weitgehend konservativen und religiösen Land laufen viele Betroffene immer noch Gefahr, bei einem Outing oder Coming-out von ihren Familien, am Arbeitsplatz oder von Freunden gemieden oder sogar angefeindet zu werden. *AFP

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