„Wir lassen uns nicht einschüchtern“: Lesbenkonferenz in Kiew startet trotz homophober Proteste

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Heute beginnt in der ukrainischen Hauptstadt Kiew die European Lesbian Conference. Obwohl die Veranstaltung von massiven, teilweise gewaltsamen Protesten durch LGBTIQ*-Gegner begleitet wird, ziehen die 350 Konferenzteilnehmerinnen konsequent ihr Ding durch, was ihnen international Respekt und Solidarität einbringt. 

Foto: twitter.com/EuroLesbianCon

Schon am Mittwoch wurden im Hotel Turyst in Kiew, wo vom 12. bis 14. April die European Lesbian Conference (ELC) stattfindet, Scheiben eingeschlagen und homophobe Graffiti an die Wände gesprüht. Gestern fanden sich während der Registrierungs- und Empfangsphase  ein paar Dutzend Demonstranten vor dem Hoteleingang ein, die „Homosexualität ist eine Krankheit“-Transparente hochhielten, „LGBT haut ab“-Sprechchöre hören ließen und Teilnehmerinnen daran hindern wollten, die Location zu betreten. Zwischenzeitlich versuchten die Protestler auch selbst die Lobby zu „stürmen“, doch Sicherheitsbeamte der Polizei hinderten sie daran.

Laut ELC-Teilnehmerin Oksana Pokalchuk, Vorsitzende von Amnesty Ukraine, gehören die vornehmlich männlichen Demonstranten dem ultrarechten Lager der „Tradytsii i Poriadok“-(„Tradition und Ordnung“)-Bewegung an. Rechte Stimmungmache gegen LGBTIQ* hat in der Ukraine eine traurige Tradition (blu berichtete). Die Organisatorinnen der Konferenz machten derweil vor Ort und in den sozialen Medien deutlich, dass sie sich nicht durch die Proteste behindern lassen. Donnerstagmorgen hieß es auf dem offiziellen ELC-Twitter-Account „Wir werden uns nicht einschüchtern und ängstigen lassen“, abends wurde diese Linie durch einen Tweet bestätigt, der vermeldete: „Die letzten Demonstranten ziehen ab. Alle sind in Sicherheit und die offizielle Eröffnung mit den 350 Teilnehmerinnen WIRD STATTFINDEN, auch wenn es Hinweise gibt, dass die Demonstranten wiederkommen werden. Wir danken euch für eure Unterstützung.“ 

In der Tat postierten sich auch am Freitagmorgen Demonstranten vorm Hotel Turyst, während wenige Meter von ihnen entfernt die ELC startete – mit einer kämpferischen Rede der brasilianischen LGBTIQ*-Aktivistin Monica Benicio, die in ihrem Vortrag klarstellte: „Der Kampf von Lesben um das Recht, lieben zu dürfen, ist kein Nebenschauplatz oder ‚wichtigeren Prioritäten‘ untergeordnet. Er ist ein grundlegender Bestandteil des Kampfes um Menschenrechte für alle Bürger.“ 

In den sozialen Netzwerken bekunden Aktivisten und Unterstützer aus aller Welt ihre Solidarität mit den ELC-Teilnehmerinnen.  Unter anderem sandte ILGA-Geschäftsführerin Evelyne Paradis eine Videobotschaft, in der sie die Haltung der Unterstützer auf den Punkt bringt:  „Dass ihr diese Zusammenkunft und Gelegenheit zur Selbstorganisation möglich macht, ist großartig, Dass ihr es gerade jetzt tut, wo man versucht, euch zum Schweigen zu bringen, und dabei große Stärke und Spannkraft beweist, macht es noch bemerkenswerter.“ 

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