Kiew setzt nach homophoben Attacken mit Pride-Marsch Zeichen

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In der ukrainischen Hauptstadt Kiew wurde heute morgen beim Marsch für Gleichberechtigung mit 8.000 Besuchern der Höhepunkt der Kiew-Pride-Woche begangen. Nach gewaltsamen Übergriffen im Vorfeld wurde die Demo-Route vollständig von der Polizei abgesichert. Eine Unterstützung des neuen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und des Bürgermeisters Vitali Klitschko blieb aus.

Foto: facebook.com/kyivpride

Die LGBTIQ*-Bewegung in der Ukraine hat dauerhaft mit massiven Anfeindungen durch ultrarechte und orthodoxe Gruppierungen zu kämpfen. Im April hatten Ausschreitungen im Rahmen einer Lesbenkonferenz für Negativschlagzeilen gesorgt (blu berichtete) und auch im Vorfeld der heutigen Pride-Demo war es zu gewaltsamen Übergriffen gekommen. Nach einer Pride-Week-Veranstaltung am Mittwochabend waren mehrere Besucher von Gegnern angegriffen worden. Die Pride-Veranstalter hatten danach zu erhöhter Vorsicht aufgerufen und eine Stellungnahme von Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko sowie des seit Mai amtierenden ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gefordert, doch Reaktionen aus der Politik blieben aus. 

Ein weiterer Aufruf der Pride-Veranstalter kam derweil offenbar schon durch. Infolge der Attacken vom Mittwoch hatten sie die Bevölkerung zur breiten Unterstützung des heutigen Gleichstellungsmarsches aufgerufen. Der Ruf wurde gehört. Mit rund 8.000 Teilnehmern verzeichnete die Demo 3.000 mehr Teilnehmer als im Vorjahr. Der Marsch findet seit 2012 statt und wächst jährlich. Die Sicherheitsvorkehrungen sind stets massiv. So war die Demoroute nicht im eigentlichen Sinne öffentlich, sondern führte durch ein komplett von der Polizei gesichertes Areal, zu dem Bürger ab Beginn der Demo um 10 Uhr keinen Zutritt mehr hatten.

Die Organisatoren werten die hohe Beteiligung als Erfolg und als Bestätigung ihrer Einschätzung, dass die homophoben Übergriffe von der Mehrheit der Bevölkerung verurteilt werden. Trotzdem demonstrierten am Rande des Marsches rund 1.000 Gegner gegen die Veranstaltung. 

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