Frankreich: Rückkehr der Konversionstherapie?

by

Foto: DALL·E

In Frankreich hat ein von den Les Républicains (LR) initiierte Gesetzesentwurf, der die Behandlungspraktiken für minderjährige trans* Personen regulieren soll, erhebliche Besorgnis in der LGBTIQ*-Community ausgelöst. Kritiker befürchten, dass der Entwurf Elemente enthält, die an die verbotenen Konversionstherapien erinnern. 

Im Kern der Kritik steht Artikel 3 des Entwurfs, der eine nationale Strategie für die Kinder- und Jugendpsychiatrie vorsieht, um psychisches Wohlbefinden und Entwicklung zu fördern. Mehr als 37.000 Menschen haben eine gegen den Entwurf gerichtete Petition unterzeichnet. Die Befürchtung: Der Gesetzesvorschlag pathologisiert Transidentität und könnte Jugendliche zwingen, gegen ihre eigene Geschlechtsidentität zu leben. Vertreter wie Maxime Haes von Stop Homophobie und Véronique Godet von SOS Homophobie kritisieren, dass der Vorschlag Transidentität als psychische Störung behandelt und warnen vor einer Wiederkehr der Konversionstherapien.

Senatorin Jacqueline Eustache-Brinio (LR) weist die Vorwürfe zurück und betont, der Vorschlag beabsichtige lediglich eine unterstützende Begleitung für Kinder und Jugendliche mit Fragen zur Geschlechtsidentität. Grundlage des Gesetzesvorschlags ist dennoch ein interner Bericht der LR-Fraktion über die Transidentifikation von Minderjährigen, welcher empfiehlt, Pubertätsblocker sowie hormonelle und chirurgische Eingriffe bei minderjährigen Transpersonen zu verbieten.

Die Regierung, vertreten durch Aurore Bergé, Ministerin für den Kampf gegen Diskriminierung, hat Widerstand gegen den Entwurf angekündigt. „Niemand kann das tatsächliche Leiden junger Mädchen und Jungen leugnen, die sich in einer Identität gefangen fühlen, die nicht die ihre ist“, erklärt sie. „Die Selbstmordrate unter jungen trans* Menschen ist siebenmal höher als in der übrigen Bevölkerung“.

Parallel wird zudem eine legislative Initiative der ökologischen Fraktion im Senat verhandelt, die hingegen darauf abzielt, den Prozess der Geschlechtsänderung im Zivilstand zu vereinfachen und Diskriminierungen gegenüber trans* Personen zu beenden. 

Die anstehende Debatte im Senat am 28. Mai wird richtungsweisend für den Umgang mit Transidentität und das Schicksal betroffener Individuen in Frankreich sein. *mk Quelle: AFP

Back to topbutton