Trans*community in Georgien: Demonstrantin zündet sich an

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Während eines Protests gegen die nicht vorhandene Unterstützung der Regierung während der COVID-19-Pandemie, hat sich eine Transgender-Frau in der georgischen Hauptstadt Tiflis in Brand gesteckt.

Transsexuelle und Transgender gehören zur am meisten diskriminierten und ausgeschlossenen Gruppen in Georgien, das verschärft sich in der jetzigen Krise. Der Vorfall ereignete sich Ende April, als sich mehrere Transgender-Aktivist*innen und Betroffene vor dem Rathaus in Tiflis versammelten, um auf ihr Schicksal aufmerksam zu machen.

Glücklicherweise erlitt Madona Kiparoidze keine lebensbedrohenden Verletzungen, weil es gelang, ihr die brennende Jacke auszuziehen.

Sie wurde verhaftet und in ein Krankenhaus gebracht. Während der Festnahme rief Madona Kiparoidze: 

„Ich bin eine Trans-Frau und habe mich angezündet, weil der georgische Staat sich nicht um mich kümmert.“

Vielen Mitgliedern der Transgender-Community bleibt aufgrund mangelnder rechtlicher Anerkennung und Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt nur die Sexarbeit. Die Maßnahmen zur sozialen Distanzierung und die Ausgangssperren während der COVID-19-Pandemie trifft diese Gruppe daher besonders hart. Quasi über Nacht ist ihnen die Existenzgrundlage entzogen worden. „Wir können noch einmal mehr unsere Miete bezahlen. Was sollen wir denn machen“, sagte eine andere Demonstrantin gegenüber dem Fernsehsender Pirveli.

Unterstützung vom jungen Pride-Organisatorenteam

Tamaz Sozashvili, einer der Gründer von Tbilisi Pride, machte die Regierung für den Vorfall verantwortlich. Kurz nach dem Vorfall twitterte er, die „Unbeweglichkeit und Ignoranz“ der Regierung gegenüber Transgender-Personen während der Pandemie sei die Ursache für diese Verzweiflungstat.

Die Eastern European Coalition for LGBT+ Equality stellte bereits in einer am 6. April abgegebenen Erklärung fest, dass das Risiko für Arbeitsplatzverlust und Obdachlosigkeit „die Mitglieder der Trans-Community überproportional betrifft“. Oft können nicht mal mehr die existenziellsten Bedürfnisse erfüllt werden. Hinzu kommt die Gefahr der Diskriminierung und Belästigung durch Strafverfolgungsbeamte:

„Transsexuelle und schwule Sexarbeiterinnen sind zwar sowohl gesundheitlichen als auch wirtschaftlichen Risiken, zusätzlich aber auch einem höheren Risiko von Belästigung und Gewalt seitens der (bereits gegen diese Gruppen voreingenommenen) Strafverfolgungsbehörden ausgesetzt, die bei Razzien in Cruising-Gebieten unter dem Vorwand der Durchsetzung von Ausgangssperren und anderen Beschränkungen für öffentliche Versammlungen übereifrig werden könnten.“

Ein solcher Übergriff erreignete sich nur wenige Stunden, nachdem sich Madona Kiparoidze in Brand gesteckt hatte.

Schwere Vorwürfe gegen die Polizei

Foto: J. Kull

Sesili Tsomaia hatte am 30. April etwa zwei Stunden nach Beginn der Ausgangssperre die Wohnung verlassen, um nach einer Apotheke zu suchen. Sie fühlte sich nicht gut, nachdem sie von der Selbstverbrennung ihrer Freundin erfahren hatte, gab sie gegenüber der georgischen Nachrichtenagentur On.ge an. Tsomaia wurde von der Polizei angehalten und zuerst verbal belästigt und erniedrigt. Dann schlug der verantwortliche Polizist plötzlich auf sie ein. Sie wurde verhaftet und mehrere Meter die Straße entlang geschleift. „Danach, während ich in Handschellen war, kam der Verantwortliche und trat mir in den Rücken“, sagte Tsomaia.Der georgische Staatsinspektor hat gegen mehrere Polizeibeamte in Tiflis wegen „Überschreitung der offiziellen Befugnisse durch Gewalt“ eine Untersuchung eingeleitet.


Anmerkung der Redaktion: Hast du das Gefühl , Hilfe zu benötigen? Dann kontaktiere bitte die Telefonseelsorge. Unter der kostenlosen Rufnummer 0800-1110111 oder 0800-1110222 erreichst du Berater, die Hilfe leisten, die Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können. Weitere Hilfsangebote gibt es bei der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.

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