Historisch: Bolivien erkennt eingetragene Lebenspartnerschaft an

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In einem am 11. Dezember veröffentlichten Beschluss erkennt Bolivien die „freie Vereinigung“ zwischen zwei Menschen des gleichen Geschlechts an – zum ersten Mal in der Geschichte des Landes.

In einem am Freitag veröffentlichten Beschluss kündigte die Servicio de Registro Cívico (SERECI, Bürgerliche Registrierungsstelle) an, „für die Eintragung der freien Vereinigung zwischen David Victor Aruquipa Perez und Guido Alvaro Montaño Duran zu sorgen“. Ein früherer Beschluss der Behörde aus dem Jahr 2018 ist damit aufgehoben. Damals hatte die Behörde den Antrag des Paares auf Eintragung ihrer inzwischen mehr als 11 Jahre währenden Lebensgemeinschaft noch abgelehnt.

Aus Freundschaft wurde Liebe

12 Jahre ist es jetzt her, seit sich der 48-jährige Betriebswirt David Víctor Aruquipa Pérez und der 45-jährige Rechtsanwalt Guido Alvaro Montaño Durán zum ersten Mal gesehen haben. Beide arbeiteten in einer Bildungseinrichtung in La Paz, einer Stadt in der Hochebene der Anden Boliviens. Ziemlich schnell wurden David und Guido beste Freunde, doch dass sie einmal ein Liebespaar werden, geschweige denn als das erste homosexuelle Paar, dessen Lebenspartnerschaft vom bolivianischen Staat gesetzlich anerkannt wird, in die Geschichte eingehen, hätten sie damals nicht zu träumen gewagt.

Nach einigen Monaten inniger Freundschaft stellten David und Guido plötzlich fest, dass da mehr ist – dass sie ineinander verliebt sind. Von da an führten Aruquipa Pérez und Montaño Durán eine formelle Beziehung, erzählten ihren Familien und Freunden davon. Irgendwann stellte sich das Bedürfnis ein, die Liebe, die sie füreinander empfinden, auch offiziell zu besiegeln – nicht aus dem Bedürfnis nach Akzeptanz, sondern um nicht in einer Beziehung des falschen Scheins zu leben, wie El Télegrafo die beiden zitiert.

Jahrelanger Kampf um Anerkennung

Was folgte, war ein jahrelanger juristischer Kampf um die Anerkennung ihrer eheähnlichen Lebenspartnerschaft. Die bolivianischen Behörden hatte zunächst argumentiert, gleichgeschlechtliche Partnerschaften sehe das bolivianische Gesetz nicht vor. Laut Artikel 63 der Verfassung sei die Ehe auf die Verbindung zwischen Frau und Mann beschränkt, so der Beschluss der SERECI aus dem Jahr 2018.

Erst vor dem Verfassungsgericht erhielt das Paar Recht. In ihrem Urteil beriefen sich die Richter des Verfassungsgerichts auf den Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte (IAKMR). Der hatte 2017 erklärt, dass „es die Pflicht der Staaten ist, die familiären Bindungen von Menschen gleichen Geschlechts anzuerkennen und sie zu schützen“.

Präzedenzfall für Gleichstellung

Die Bürgerbeauftragte, Nadia Cruz, freute sich über den Beschluss, „die freie Vereinigung der Bürger David Aruquipa und Guido Montaño zu registrieren“. Der Präzedenzfall stärke

„das Prinzip der Gleichheit vor dem Gesetz und wird diesen und anderen gleichgeschlechtlichen Paaren erlauben, ihre Rechte ohne Diskriminierung auszuüben.“

Auch bolivianische LGBTIQ*-Organisationen sprechen von einer neuen Ära. Verfassungsurteil und Beschluss hätten das Potenzial, Bolivien

„in ein Szenario des größeren Respekts für die Rechte der Vielfalt, der Beendigung der Diskriminierung und der Gleichheit aller Einwohner unseres Landes versetzen“.

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