Griechenland will Ehe für alle bis 2027 legalisieren

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Die Mitte-Rechts-Regierung in Griechenland erklärte, sie werde ihrer Verpflichtung nachkommen, die gleichgeschlechtliche Ehe zu legalisieren. Das Gesetz werde noch während der laufenden Legislaturperiode des Repräsentantenhauses, die 2027 endet, dem Parlament vorgelegt, sagte Regierungssprecher Pavlos Marinakis.

Die Regierung plant, bei der Gesetzesinitiative zur Ehe für alle ähnlich vorzugehen wie bei den Lebenspartnerschaften. Sie will den Schwerpunkt der Debatte auf den Bereich der Rechte verlagern und insbesondere die Diskriminierung angehen, der Kinder gleichgeschlechtlicher Paare derzeit ausgesetzt sind – etwa die fehlenden Rechte des überlebenden Elternteils, wenn der biologische Elternteil verstirbt, was dazu führt, dass das Sorgerecht für das Kind auf die Sozialhilfe übertragen wird.

Neos Kosmos zufolge ist das Ziel, den Gesetzesentwurf so zu formulieren, dass es möglichst wenig Gründe für Widerstand gibt. Dennoch wird erwartet, dass die endgültige Fassung des Gesetzes hitzige Debatten auslösen wird, insbesondere aufseiten der griechisch-orthodoxen Kirche. „Wir hören uns die Meinungen der Kirche immer mit Respekt an“, wird Marinakis von AP zitiert. „Aber gleichzeitig setzen wir unsere Politik um und werden auf die Ansichten der Gesellschaft, der Zivilgesellschaft, der Bürger, Institutionen und Parteien insgesamt hören.“

Laut einer von der amerikanischen Denkfabrik Pew Research Center im November 2023 in 32 Ländern durchgeführten Umfrage wären 48 Prozent der befragten Griech*innen für die Ehe für alle, 49 Prozent dagegen. 

Widerstand seitens der Kirche: Streitpunkt Elternschaft

In 34 Ländern weltweit ist die gleichgeschlechtliche Ehe legal. Keines dieser Länder ist mehrheitlich orthodox-christlich, obwohl einige davon eingetragene Lebenspartnerschaften legalisiert haben, so wie Griechenland im Jahr 2015.

Erwartbar groß ist der Widerstand gegen das Vorhaben der griechischen Regierung, der von der Kirche von Griechenland kommt. Noch am Tag vor der Ankündigung der griechischen Regierung, die Ehe für alle bis 2027 einzuführen, gab die regierende Heilige Synode der Kirche eine Enzyklika mit 1.500 Wörtern heraus, in der sie ihren starken Widerstand gegen den Vorschlag zum Ausdruck brachte. Das Hauptargument der Kirche von Griechenland dreht sich darin um Kinder in Regenbogenfamilien.

Hieronymos II. CC BY 2.0, Link

Die Zivilehe zwischen Personen gleichen Geschlechts lehnt die Kirche in der Enzylika nicht generell ab, sie sei im Allgemeinen unabhängig vom Geschlecht der Paare und betreffe die orthodoxe christliche Tradition nicht. Abgelehnt wird die gleichgeschlechtliche Ehe dann, „wenn sie zu einer gleichgeschlechtlichen Elternschaft führt“, weil die gleichgeschlechtliche Elternschaft „dem Recht der Kinder auf einen Vater und eine Mutter nicht gerecht werde“, so der Wortlaut der Enzyklika.

Die Kirche argumentiert, dass eine Ausweitung des Eherechts eine rechtliche Verpflichtung schaffen würde, schließlich auch die elterlichen Rechte im Rahmen internationaler Rechtsverpflichtungen, denen Griechenland beigetreten ist, umzusetzen.

„Die Kirche von Griechenland vertritt nach wie vor den Standpunkt, dass Kinder ein angeborenes Bedürfnis und daher das Recht haben, mit einem männlichen Vater und einer weiblichen Mutter aufzuwachsen. Keine noch so große gesellschaftliche Modernisierung und keine noch so große politische Korrektheit kann daran vorbeikommen“.

Kinder würden als „Accessoires“ und „Haustiere“ behandelt, so die Kirche, außerdem sollten sie nicht als „Druckmittel für Aktivisten“ benutzt werden.

„Kinder sind keine Haustiere für diejenigen, die sich als Beschützer fühlen möchten, und sie sind keine ‚Accessoires‘, um gleichgeschlechtliches Zusammenleben zu formalisieren oder gesellschaftsfähig zu machen.“

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