„Ich verstecke sicher nicht meinen Mann vor der Öffentlichkeit“

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Jonny Fischer, der erfolgreichste schwule Komiker der Schweiz, beginnt das Jahr mit 50 Antworten, in denen er nicht politisch sein will. Bei klaren Bekenntnissen zu seinem Mann Michi und Absagen an indirekte Homophobie und Trump ist er es trotzdem. 

Foto: .facebook.com/CabaretDivertiMento

Jonny Fischer ist in den Schweizer Medien eine viel besprochene Figur. Schließlich ist er gemeinsam mit Manu Burkhart, mit dem er das Duo Cabaret DivertiMento bildet, der erfolgreichste Komiker des Landes. Dass Fischer schwul ist, hat er nie verheimlicht. Bei Facebook postet er regelmäßig Fotos mit seinem Mann (dem Restaurant- und Reise-Blogger Michael Angehrn), die Hochzeit der beiden im Mai 2016 fand in sämtlichen Illustrierten statt. Seine politische Haltung spart Fischer sowohl auf der Bühne als auch in Interviews allerdings gerne aus. Das begründet er zu Beginn des 50-Fragen-Katalogs, den er jetzt für das Online-Magazin zentralplus.ch beantwortete, so: „Ich habe eine politische Meinung, tue diese jedoch nicht öffentlich kund. Einige würden wohl sagen, ich hätte zu wenig Eier, doch ich finde, das sollte kein öffentliches Thema sein.“

Zwischen den Zeilen wird's in den 50 Antworten dann aber doch politisch. So äußert Fischer, dass ihm das aktuelle Weltgeschehen manchmal Angst macht, dass in der Provinz noch immer ein überoffenes Gehabe gegenüber Homos üblich ist ( „Ich habe übrigens nichts gegen Schwule“) und dass die letzte Person, mit der er in einem Fahrstuhl steckenbleiben möchte, Donald Trump sei ( „Wenn ich auf ganz blinde Leute treffe wie etwa Donald Trump, denen man alles hundert Mal erklären kann, und die’s noch immer nicht checken, kann mich das zur Weißglut treiben.“). Indirekt klagt Fischer auch die Auswirkungen latent homophober Gesellschaftsstrukturen an. So sagt er, dass er bereut, sein Coming-out erst „mega spät“ (mit 21) gehabt zu haben, erklärt diese Tatsache aber auch damit, dass er auf ein katholisches Männerinternat ging und seine freikirchlich gebundene Familie  „enorm Mühe“ mit dem Thema Homosexualität gehabt habe.

Heute sei Fischers Maxime, sein Schwulsein ohne Zugeständnisse zu leben, aber auch nicht zum Identitätsmittelpunkt zu machen: „Man hat mich auch schon gefragt, ob ich an einer Gay Pride als Redner mitwirken möchte. Ich habe das Angebot jedoch abgelehnt. Ich versuche eigentlich nur, ganz normal zu leben. Sprich, ich verstecke beispielsweise sicher nicht meinen Mann vor der Öffentlichkeit!“ Dass er Michael Angehrn geheiratet habe, bezeichnet Fischer als  den „schönsten Fehler“ seines Lebens:  „Ich hab mir immer gesagt, das mach ich nie! Das kostet viel, bringt keine Vorteile und es ist total blöd, wenn wir uns nach fünf Jahren dann wieder trennen.“ Heute hat sich seine Haltung zur Ehe geändert:  „Emotional, da hat sich etwas in unserer Beziehung verschoben, weiterentwickelt. Das ist sehr schön.“ Dass die Eingetragene Partnerschaft der Schweiz keine vollwertige Ehe ist, kritisiert Fischer nicht. 

Foto: facebook.com/JonnyFischerCH/

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