Nach der Wahl ist vor der Wahl

Foto: Stadt München

„Ja, wir sind überall, sogar im Landtag Bayern“, twitterte Markus Ganserer am 9. November. Der Grünen-Abgeordnete hatte kurz zuvor erklärt, transgender zu sein. Die SZ schrieb, es handele sich um die erste bekennende Transgender-Person in einem deutschen Parlament. Ganserer bezeichnet sich selbst als „transident“. Er wechsele zwischen den Geschlechtern Mann und Frau, erklärte der Franke. Er wolle sich nicht für ein Geschlecht entscheiden. „Mir graut vor dummen Kommentaren“, sagte der 41-Jährige, der mit Frau und zwei Söhnen in Nürnberg lebt, der SZ. Die Erleichterung, offen leben zu können, sei aber größer. Er habe bislang ein Schattendasein geführt, an dem er „beinahe zugrunde gegangen wäre“.

Der Schritt passt in einen neuen bayerischen Landtag, der viel bunter geworden ist. Migranten und jüngere Leute sind unter den neuen Abgeordneten, gerade auch aus München. Andererseits: Für die Regierung gilt das nicht unbedingt. Bei CSU und Freien Wählern sind viele ältere Herren zu finden. Und unter den CSUlern im Kabinett ist gerade mal noch ein Münchner (in den letzten Legislaturperioden waren zwei die Regel). Georg Eisenreich aus Hadern ist der neue Justizminister.

Während der Landtag sich neu konstituiert hat, geht im Rathaus alles seinen alten Gang. Wobei: Die Grünen haben nach dem starken Ergebnis bei der Landtagswahl (noch) mehr Selbstvertrauen getankt. Mit Blick auf die Kommunalwahl 2020 dürften sie den Anspruch entwickeln, auch im Rathaus stärkste Fraktion zu werden. Mit Katrin Habenschaden steht zudem eine ambitionierte potenzielle OB-Kandidatin in den Startlöchern. Dass Katharina Schulze sich eine Kandidatur antut, wie CSU-Kreise immer wieder zu streuen versuchen, gilt bei den Grünen hingegen als so gut wie ausgeschlossen.

Noch aber beschäftigt sich das Rathaus mit den kleinen Fragen des Münchner Alltags. Wie der Bahnsteigkarte. Die gibt es in München tatsächlich noch. Wer nur jemanden zur Bahn bringt oder vom Bahnsteig abholt, braucht ein Ticket. Ansonsten gilt er als Schwarzfahrer und muss 60 Euro bezahlen – was im Einzelfall tatsächlich vorkommt. OB Dieter Reiter hat sich der Frage nun angenommen. „Ich halte diese Regel für einen Anachronismus, der überdacht werden muss“, erklärte er. „Ich werde mich für eine Abschaffung der Bahnsteigkarte einsetzen und bin sicher, dass es möglich ist, eine kundenfreundliche Lösung zu finden.“ Die CSU unterstützte ihn umgehend, sodass eine Abschaffung nun tatsächlich sehr wahrscheinlich ist.

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