#VideoDesTages • Polizeigewalt gegen Queers und die Familie Trudeau

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Die kanadische Vereinigung der Polizeichefs hat für Misshandlungen der LGBTIQ*-Community in der Vergangenheit um Entschuldigung gebeten. Was das mit dem heutigen Premierminister und Straight Ally Justin Trudeau zu tun hat, erfahrt ihr auf diesem hoffentlich unterhaltsamen kleinen Leseausflug in die Geschichte Kanadas.

In einer Videobotschaft wies der Präsident der Canadian Association of Chiefs of Police (CACP) Bryan Larkin darauf hin, dass die kanadische Polizei für ihr Verhalten in den späten 1960er Jahren Rechenschaft ablegen müsse.

„Wir übernehmen die Verantwortung für unser Fehlverhalten in der Vergangenheit, und im Namen der Canadian Association of Chiefs of Police tut es mir leid.“

Eine Geschichte, in der die Familie Trudeau eine tragende Rolle spielt – von den 1960ern bis heute

Homosexuelle Handlungen wurden in Kanada mit Verabschiedung des Bill C-150 (Omnibus Bill) entkriminalisiert. Das Gesetz wurde im Rahmen des Criminal Law Amendment Act und trotz langem Widerstand im Unterhaus am 14. Mai 1969 verabschiedet. Es ist die Vollendung der 1967 als Bill C-195 vorgelegten umfassenden Strafrechtsreform des liberalen Justizminister und späteren Premierminister Pierre Trudeau, Vater des amtierenden Premierministers Justin Trudeau.

Foto: Rob Mieremet / Anefo / CC0

Pierre Trudeau wollte das Strafgesetzbuch an kanadische Werte anpassen und legte einen Sammelentwurf vor, der eine Reihe von Bestimmungen enthielt, die einvernehmliche sexuelle Praktiken zwischen Erwachsenen ab 21 Jahren entkriminalisierten. Einer seiner Sätze in diesem Zusammenhang, der inzwischen berühmt geworden ist, lautete:

„In den Schlafzimmern der Nation ist kein Platz für den Staat.“

Pierre Trudeau

Mit dem Gesetz wurde auch der Verkauf von Verhütungsmitteln entkriminalisiert und Abtreibungen unter bestimmten Bedingungen erlaubt. John Turner, Trudeaus Nachfolger als Justizminister, bezeichnete den Gesetzentwurf als „die wichtigste und umfassendste Reform des Straf- und Strafrechts, die jemals in diesem Land versucht wurde“.

Widerstand gegen Liberalisierung durch die Vollzugsbehörden

Die kanadische Polizei hingegen widersetzte sich offen gegen die Änderungen des Strafgesetzbuches. In den späten 1960er Jahren nahm die kanadische Polizei LGBTIQ*s unverändert ins Visier und verfolgte und schikanierte die queere Community in Kanada. Obwohl Homosexualität entkriminalisiert worden war, wurden Razzien in Schwulenbars und Badehäusern durchgeführt, Menschen allein wegen ihrer Anwesenheit verhaftet und angeklagt. Polizisten sind selbst gezwungen gewesen, ihre Sexualität zu verbergen und ein Doppelleben zu führen, um Verfolgung, Gewalt und Jobverlust zu vermeiden.

„Unsere Entscheidungen und Handlungen legitimierten Haltungen und Überzeugungen, die diskriminierend waren“, räumte daher Larkin in dem Video ein. „Wir werden den Schaden, den unsere Handlungen und Entscheidungen unzähligen Kanadiern zugefügt haben […] nie ganz begreifen“, so Larkin weiter.

Toolkit mit Empfehlungen für die Polizei

Foto: Mjeffries4 / CC BY-SA 3.0 / wikimedia

„Wenn wir wirklich den Wunsch haben, den Schaden, den wir verursacht haben, zu reparieren, müssen wir für den Schaden, zu dem wir beigetragen haben, verantwortlich sein und gezielte, öffentliche Schritte unternehmen, um den Schaden zu reparieren.“

Bryan Larkin 

Um das zu realisieren blickt Kanadas Polizei auf das Jetzt: „Heute sind LGBTIQ*-Kanadier*innen weiterhin Schikanen und körperlichen Angriffen ausgesetzt und haben ein höheres Risiko für Drogenmissbrauch und Selbstmord“, führt Larkin im letzten Teil des Videos aus. Manche suchten aus Angst vor Diskriminierung keine medizinische Hilfe auf.

„Die Rechte von Two-Spirit*, Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transsexuellen, Transgender und Queers sind Menschenrechte. Niemand sollte je verfolgt werden, nur weil er ist, wer er ist, und jeder sollte fair, mit Mitgefühl und Respekt behandelt werden“, sagte Larkin.

Um das im Dienst zu beherzigen, hat die CACP ein „Toolkit“ zu Gleichberechtigung und Inklusion herausgegeben, das sich an alle Polizeidienststellen in Kanada richtet. Das 67-seitige Dokument geht auf die Geschichte der Beziehung zwischen Polizei und queerer Community in Kanada ein und klärt über verschiedene Konzepte der sexuellen Orientierung und des Geschlechtsausdrucks ein. Und es beinhaltet Ratschläge und Handlungsempfehlungen für Polizist*innen, die sich für vergangene Verletzungen entschuldigen und in der Zukunft bessere Beziehungen zu LGBTIQ*-Personen aufbauen wollen.

Foto: Dirk Baumgartl

Geschichte muss sich nicht wiederholen. Wer sie kennt, kann aus ihr lernen.  

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