Queere Filipinos gegen Pinkwashing-Offensive von Diktatorentochter

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Imee Marcos, Tochter von Ex-Diktator Ferdinand Marcos und frisch vereidigte Abgeordnete im philippinischen Senat, buhlt mit Pride-Botschaften und der Ankündigung eines Gesetzes zum Schutz von LGBTIQ* um die Gunst der queeren Community, provoziert dabei aber vor allem deren Ablehnung.

Foto: facebook.com/ImeeMarcos

„Wir wissen, dass Gay-Rechte Menschenrechte sind. Es ist wichtig, ein Diskriminierungsgesetz zu verabschieden.“ Mit diesen Worten kündigte die jüngst vereidigte philippinische Senatorin Imee Marcos laut ABS-CBN News am Montag ein „Sexual Orientation and Gender Identity and Expression (SOGIE) Equality bill“ zum Schutz von LGBTIQ* auf den Philippinen an. Am Wochenende zuvor hatte Marcos bereits via Social Media eine Pride-Botschaft an die Teilnehmer des CSDs in der Hauptstadt Manila abgesetzt, in der sie einen „Happy Pride March“ wünschte.

Was auf den ersten Blick begrüßenswert erscheint, ist für die meisten queeren Filipinos ein klarer Fall von Pinkwashing (politische Image-Aufwertung durch Lippenbekenntnisse zu queeren Rechten). Als Tochter und Verteidigerin des ehemaligen Diktators Ferdinand Marcos leugnet und relativiert Imee Marcos nicht nur dessen Verfolgung von Oppositionellen in den Siebziger und Achtziger Jahren, ihr wird auch selbst eine Schlüsselrolle bei der Ermordung des Regime-Gegners Archimedes Trajano zugeschrieben, der 1977 nach einer kritischen Konfrontation mit Imee Marcos (damals Vorsitzende des Jugendparlaments Kabataang Barangay) erst gewaltsam aus dem Saal entfernt worden und wenig später mit von Folterspuren gezeichnetem Körper tot aufgefunden worden war.  Nach dem Ende der Marcos-Diktatur lebte Imee Marcos im Exil auf Hawaii, kehrte Ende der Neunziger Jahre aber in die philippinische Politik zurück, zunächst als Kongressabgeordnete. Seit Ende Juni ist sie Senatorin.

Dass die 63-Jährige als Günstling von Präsident Rodrigo Duterte dessen massenhafte Ermordung vermeintlich Drogenabhängiger mitträgt, bei ihrer Ausbildungsbiografie und ihren Finanzen manipuliert und zur Relativierung der Menschenrechtsvergehen während der Marcos-Diktatur beiträgt, macht sie in Menschenrechtsfragen zu einer unglaubwürdigen und ungeliebten Fürsprecherin. So wird sie auch von weiten Teilen der LGBTIQ*-Community abgelehnt, die am Wochenende beim Metro Manila Pride unter dem Motto „Resist Together“ („Gemeinsam widerstehen“) auch gegen die korrupte politische Kaste demonstrierte, für die Imee Marcos steht.

Die Pinkwashing-Debatte auf den Philippinen ist nicht neu. Auch Gewaltherrscher Duterte sorgte in der Vergangenheit durch Bekenntnisse zu LGBTIQ* für hitzige Debatten (blu berichtete). Auch Imee Marcos hatte bereits Anfang des Jahres im Wahlkampf um den Senatsposten mit der Teilnahme bei Pride-Paraden zu punkten versucht, damit bei queeren Usern in den sozialen Netzwerken aber vornehmlich Kommentare wie diesen ausgelöst: „Bitte benutzen Sie uns nicht, um Ihr Ansehen aufzupolieren, denn das wird nicht funktionieren. Die Mitglieder der LGBTQ+-Community sind sehr smarte Leute, die sich nicht so leicht täuschen lassen. Danke."

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