Kunst-Zensur: Schwere Zeiten für queere Künstler in Warschau?

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Der polnische Kulturminister Piotr Gliński setzte als neuen Leiter des Zentrums für Moderne Kunst in Warschau Piotr Bernatowicz ein, der dem rechten Spektrum zugeordnet ist. Viele Kunstschaffende fürchten einen Umschwung in Polens Kunstszene.

Foto: Adrian Grycuk / CC BY-SA 3.0 pl / wikimedia.org

Immer wieder müssen wir über Verschlechterungen der Situation für queere Menschen in Polen berichten. Nun trifft es die Kunstszene des Landes hart: Der Kulturminister verlängerte die Amtszeit der Leiterin des Zentrums für Moderne Kunst nicht, ersetzte Malgorzata Ludwisiak stattdessen mit dem rechtsnationalen Kunsthistoriker und Galerieleiter Piotr Bernatowicz – ohne offizielle Ausschreibung. 

Der neue Leiter hatte zuvor in Posen eine Ausstellung zu verantworten, in der eindeutig wurde, dass seine politisch rechte Einstellung auch in der Kunst einen Platz findet: Antifeministische Aussagen la „Du bist gemein, hässlich und faul – bleib Feministin“ oder homosexuell zu sein wäre ja okay – wenn die Kinder nicht 'verschwult' würden, prägten die Ausstellung „Widerstandsstrategie“ in der Posener Galerie Arsenal. Alles unter dem Deckmantel von Meinungsfreiheit und moderner Kunst.

Die rechtsnationale polnische Presse feierte die Ausstellung, Kunstkritiker waren anderer Meinung. Kurz danach wurde Bernatowicz gefeuert – was ihn zum Helden der rechten Kunstbewegung machte. Er verspricht nun auch auf der Seite des Kulturministeriums für die Zukunft des Zentrums für Moderne Kunst, künftig auf Künstler zu setzen, die bisher „zu Unrecht an den Rand gedrängt wurden“.

Derzeit noch queere Kunst im Museum

Aktuell zeigt das Zentrum für Moderne Kunst die Ausstellung „Die Macht der Geheimnisse“ des offen schwulen Künstlers Karol Radziszweski. Die polnische Vogue bezeichnet die Ausstellung als eine der ersten derart umfangreichen Präsentationen queerer Kunst in einer öffentlichen polnischen Einrichtung. Und fürchtet gleichzeitig, es könnte die letzte sein.

Piotr Gliński machte sich in der jüngeren Vergangenheit bereits fragwürdiger Personalentscheidungen schuldig, woraufhin die Institutionen laut der polnischen Kunstszene in die Bedeutungslosigkeit glitten: Das Teatr Polski in Breslau und das Warschauer Nationalmuseum.

In offenen Briefen an das Ministerium äußern polnische Künstler und Sachverständige ihre Befürchtung, dass das Warschauer Kunstzentrum sich bald in die ruhmlose Reihe einfügen müsse – aufgrund „inkompetenter Personalentscheidungen“.

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