Pionier queerer Ostblockkunst

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Foto: www.krzysztofjung.com

Noch bis Montag stellt das Museum Krzysztof Jungs künstlerische Darstellung männlicher Körper aus – in der Zeit ihres Entstehens ein absoluter Tabubruch.

Heute gilt der Maler und Aktionskünstler als Pionier der queeren Kunst des damaligen Ostblockstaates. 1998, im Alter von nur 47 Jahren, verstarb der umstrittene und gefeierte Künstler, der zeitlebens an der rigiden Moral Polens rüttelte. Erst 2016, fast 20 Jahre nach seinem Tod, wurde der Performance-Künstler in der Galeria SalonAkademii an der Akademie der Schönen Künste in Warschau vorgestellt.

In der Ausstellung „Krzysztof Jung – Zeichnungen“ widmet sich das Schwule Museum in Berlin noch bis zum 1. Juli seiner Kunst auf dem Papier.

„Der Tod scheint in diesen Variationen ausgespart, unsichtbar. Der eiserne Vorhang schützte die polnischen Homosexuellen vor AIDS.“

„Im Mittelpunkt unserer Ausstellung steht Krzysztof Jungs Serie über den Heiligen Sebastian, die wahrscheinlich von Derek Jarmans Film Sebastiane aus dem Jahr 1976 inspiriert wurde“, verrät das Museum.

„Das Thema hat ihn seit Mitte der 1970er Jahre bis in die 1990er Jahre beschäftigt. Auch bei ihm ist das Faszinosum der männliche Akt. (...) Von Blatt zu Blatt wechseln feinste Bleistiftschraffuren mit furios aufgetragenem Ölpastell, zartem Aquarell in Rosa und akribisch gestricheltem Kugelschreiber.“

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Beiträgen von Wolfgang Theis, Dorota Krawczyk-Janisch und Raimund Wolfert, www.schwulesmuseum.de


Foto: www.schwulesmuseum.de

Das Schwule Museum (einst mit „*“ am Ende des Namens) wurde 1985 gegründet und ist seitdem zweimal, zuletzt 2013, zwecks Vergrößerung umgezogen, aktuell residiert man in der Lützowstraße 73, in Mitte-Tiergarten. Vier Ausstellungsräume und ein Café, auch für Veranstaltungen nutzbar, eine Präsenzbibliothek mit Rechercheplätzen sowie Büroräume und eine Werkstatt bilden einen Ort, der über die Diversität von sexuellen Identitäten und Geschlechterkonzepten informiert.

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