Wahl von Chicagos erster lesbischer Bürgermeisterin wird als Wende der US-Politik gefeiert

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Mit mehr als 73 Prozent der Stimmen gewann Demokratin Lori Lightfoot am Dienstag Chicagos Bürgermeisterstichwahl. Damit wird die 56-Jährige die erste Woman of Colour, die Chicago regiert, und die erste offen lesbische Bürgermeisterin der Stadt. Euphorische Journalisten wittern bereits einen „Gezeitenwechsel“ in der US-Politik

Foto: facebook.com/LightfootForChicago

Weltweit wurde Lori Lightfoots Wahl zur Bürgermeisterin von Chicago als „Historischer Sieg“ und „Erdrutsch“ gehandelt, der schottische The National und die irischen Breaking News sprachen gar von einem „Gezeitenwechsel in der US-Politik“. Letzteren bezogen die Analysten auf die jüngsten Erfolge von LGBTIQ*-Kandidaten in politischen US-Wahlkämpfen, wobei sie sich neben Lightfoots Sieg auch auf die wachsende Popularität des schwulen Präsidentschaftsanwärters Pete Buttigieg (blu berichtete) sowie die Ergebnisse queerer Kandidaten in den Halbzeitwahlen (blu berichtete) beriefen.

Lightfoot ist seit 2014 mit der Bibliothekarin Amy Eshleman verheiratet, mit der sie eine Adoptivtochter hat. Tatsächlich ist ihr Sieg ein Erfolg für die Diversität in den USA, der sich sehen lassen kann. Sie ist nicht nur die erste offen lesbische Bürgermeisterin Chicagos, sie ist auch die erste Woman of Colour, die das Amt innehat. Dass sie als Bürgermeisterin der drittgrößten Stadt der USA auch die größte US-Stadt unter queerer Führung stellt, ist ein weiterer Superlativ. Ob daraus ein Stimmungswechsel für das gesamte Land und damit eine Ende der Ära Trump in Sicht kommt, bleibt allerdings abzuwarten.

Ein unbequemer Nebenschauplatz von Lightfoots Amtsantritt als Bürgermeisterin von Chicago sind Forderungen nach ihrer Positionierung im Fall Jussie Smollet. Der schwule Schauspieler hatte kürzlich eine Anklage wegen der angeblichen Vortäuschung eines homophoben Übergriffs auf sich gezogen, die aber unter nicht vollständig nachvollziehbaren Gründen fallengelassen wurde (blu berichtete). Kritiker fordern nun lückenlose Aufklärung. Im Entertainment-Magazin The Wrap kommentiert Lightfoot den Fall mit den Worten: „Ich finde, dass jeder den Anspruch auf die Unschuldsvermutung hat. Allerdings habe ich das Ganze als sehr komplexen Fall, mit Videobändern, Zeugenaussagen und anderen Informationen erlebt, die danach aussahen, dass eine Täuschung vorlag. Wenn das passiert ist, muss er zur Rechenschaft gezogen werden.“ Medienberichten zufolge bereitet die Stadt Chicago derzeit eine Klage gegen Jussie Smollett vor, da er die Deadline für die Rückzahlung der Verfahrenskosten in Höhe von 130.000 Dollar versäumt habe.

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