Orbans Herausforderer im Interview: Liebe statt Hass

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Ungarns neuer Oppositionsführer Peter Marki-Zay will seinen Status als politischer Außenseiter nutzen, um den langjährigen Regierungschef Viktor Orban aus dem Amt zu verdrängen. Er sorge für „frischen Wind", sagte Marki-Zay in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP in Budapest.

„Deshalb haben mich die Wähler, vor allem die jungen Leute, unterstützt. Ich bin kein typischer Politiker."

Marki-Zay hatte sich überraschend bei den Vorwahlen eines Bündnisses aus sechs Oppositionsparteien durchgesetzt. Der Bürgermeister einer Kleinstadt in Südungarn fordert Orban nun bei der Parlamentswahl im April heraus. Der 49-Jährige, ein gläubiger Katholik und Vater von sieben Kindern, bezeichnet sich selbst als „traditionellen Konservativen". Er wünsche sich ein Land, in dem „die Liebe regiert” und nicht die „Hasskampagnen", mit denen Orban Minderheiten wie Homosexuelle und Migranten angreife. Der Ökonom und Ingenieur arbeitete einige Jahre in den USA, aber auch in Frankreich und anderen europäischen Ländern.

„Das hat mir die Augen geöffnet. Ich habe gelernt, die Unterschiede zwischen Menschen und Kulturen zu akzeptieren und pragmatischer zu werden",

sagte Marki-Zay, der neben Englisch auch Französisch und Deutsch spricht. Er habe während seiner Zeit in den USA den Wahlkampf des späteren Präsidenten Barack Obama verfolgt. Er sei ein großer Anhänger Obamas, der ihn „inspiriert” habe. Marki-Zay war einst auch ein „begeisterter” Unterstützer Orbans, bevor dieser 1998 erstmals zum Regierungschef gewählt wurde. Als Orban 2010 seine zweite Amtszeit antrat, wandte sich Marki-Zay aber von ihm ab.

„Orban hat es vermasselt. Er hat sein unbestreitbares Talent auf eine böse und nicht auf eine gute Weise genutzt, indem er ein autoritäres Regime aufgebaut hat", sagte der neue Oppositionsführer, der in diesem Zusammenhang den Todesstern aus der „Star Wars"-Saga zum Vergleich heranzog. Er wolle Orbans „anti-demokratische” Wende rückgängig machen, kündigte Marki-Zay an.

„Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Marktwirtschaft, europäische Integration – das ist der Weg, den Ungarn gehen muss."

Angesichts der „Lügen und Propaganda” seiner Gegner und des Einflusses regierungsnaher Medien werde er sich auch mit „harten” und „radikalen” Botschaften Gehör verschaffen, kündigte Marki-Zay an.

„Wenn ich nur nette Dinge sage, werden die Leute meine Stimme nicht hören."

*AFP

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