„Marsch gegen Gewalt“ gegen homophobe „Barbarei“ in Białystok

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Nachdem am Wochende der erste queere Gleichstellungsmarsch im nordostpolnischen Białystok in brutalen Übergriffen homophober Gegner mündete, soll in der Stadt am kommenden Samstag bei einem „Marsch gegen Gewalt“ für Frieden und Toleranz demonstriert werden. 

Foto: twitter.com/sldpoland

Infolge der gewaltsamen Ausschreitungen beim ersten Marsz Równości (Gleichstellungsmarsch) in Białystok am Samstag (blu berichtete) wurden von der dortigen Polizei inzwischen 25 Festnahmen gemeldet, während sich in den Medien Augenzeugenberichte über die beängstigenden Zustände bei der LGBTIQ*-Demo häufen. Wegen der großen Aufmerksamkeit reagierte auch die rechtspopulistische Regierungspartei PiS auf die Situation. Die Kaczyński-Partei fällt normalerweise selbst durch homophobe Äußerungen und Standpunkte auf (blu berichtete), distanzierte sich in diesem Fall aber von den Aggressoren.

Bei Twitter stellte Elżbieta Witek, Ministerin für Innere Angelegenheiten und Verwaltung, heute morgen klar: „In Bezug auf die Vorfälle in Białystok möchte ich nochmals betonen, dass es keinen Konsens und keine Nachsicht für Menschen gibt, die gegen das Gesetz verstoßen und die Rechte anderer verletzen.“ Witeks Stellungnahme geht allerdings nicht mit einem Bekenntnis zu LGBTIQ*-Rechten einher. Die Aggressoren bezeichnet sie durchgehend als „Hooligans“, ohne darauf einzugehen, dass die homophobe Stimmungmache in Białystok auch von religiösen und nationalistischen LGBTIQ*-Gegnern ausging, die als klassische PiS-Wähler gelten.

Die liberale Linke nimmt die Vorfälle derweil zum Anlass, um zu einem „Marsz przeciwko przemocy“ („Marsch gegen Gewalt“) am kommenden Samstag in Białystok aufzurufen. Erst am Freitag hatten die Vorsitzenden der Parteien Sojusz Lewicy Demokratycznej (Allianz der demokratischen Linken, SLD), Razem („Gemeinsam“) und Wiosna („Frühling“) bei einer Pressekonferenz im Hinblick auf die polnischen Parlamentswahlen im Herbst ihre Kooperation als vereinigte Linke angekündigt. Am Sonntag traten Włodzimierz Czarzasty (SLD), Adrian Zandberg (Razem) und der schwule Wiosna-Gründer Robert Biedroń in Warschau erneut gemeinsam vor die Presse, um den Anti-Gewalt-Marsch anzukündigen. Während Zandberg betonte, dass „jeder, unabhängig von seiner sexuellen Orientierung, ein Recht hat, sich in Polen sicher zu fühlen“ und feststellte „Wir können diese Barbarei nicht unbeantwortet lassen“, verglich Biedroń die Vorfälle von Białystok in einem Interview mit Onet Rano mit einem „Progrom“.

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