Trans statt Trump

Eine ereignisreiche Woche in der Welt der Miss-Wahlen liegt zurück: Von der geheimen Hochzeit zweier Ex-Kandidatinnen bis hin zur ersten Frau an der Spitze von „Miss Universe“, die frischen Wind für den globalen Schönheitswettbewerb verspricht.

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Es ist der Beginn einer neuen Ära. Nachdem „Miss Universe“ zuvor viele Jahre in den Händen von Donald Trump war, übernimmt nun Anne Jakapong Jakrajutatip das Steuer. Damit hat das erste Mal seit der Gründung im Jahr 1952 eine Frau die Rechte an dem Wettbewerb. Dies dürfte dem misogynen Ex-Präsident besonders deswegen gegen den Strich gehen, da es sich bei der neuen Spitze um eine trans Frau handelt. Bevor wir uns aber näher mit Trumps Vergangenheit und den Zukunftsplänen Jakrajutatips zuwenden, widmen wir uns einer schönen Nachricht, die sich vergangene Woche in der Welt der Miss-Wahlen zugetragen hat. 

Eine geheime Hochzeit

Wenige Tage nachdem Jakrajutatip als neue Besitzerin der Rechte von „Miss Universe“ bekanntgegeben wurde, ließen zwei ehemalige Kandidatinnen eine weitere Bombe platzen. 

Mariana Varela und Fabiola Valentín haben sich 2020 bei der „Miss Grand International“ kennengelernt, wo sie Argentinien und Puerto Rico vertraten. Bei den Wahlen in Thailand schafften es beide in die Top 10, und auch nach der Show sah es auf den sozialen Medien so aus, als wären sie in Kontakt geblieben. Was ihre Fans nicht wussten - die Beiden waren nicht nur eng befreundet, sondern haben sich verliebt und seit ihrem Kennenlernen insgeheim gedated. 

Foto: Mariana Varela / Instagram

Am 28. Oktober gaben sie sich dann in Puerto Rico das Ja-Wort und entschieden sich, ihre Beziehung mit der Öffentlichkeit zu teilen. Auf Instagram posteten die frisch Vermählten dann ein Video, in dem man einen Einblick in ihr romantisches Leben bekommt - und sie schlussendlich kurz nach der Trauung vor dem Standesamt San Juans sieht. Herzlichen Glückwunsch!

„Nachdem wir beschlossen hatten, unsere Beziehung privat zu halten, öffneten wir ihnen an einem besonderen Tag die Türen. 28.10.22“ 

Das neue Gesicht von „Miss Universe“ 

Die neue Leitung des Schönheitswettbewerbs könnte kaum gegensätzlicher zu ihrem Vorgänger sein. Die 43-jährige Jakrajutatip ist eine thailändische Unternehmerin und Aktivistin für trans* Rechte. Diesen Oktober kaufte ihre Firma JKN Global Group „Miss Universe“ und die dazugehörigen „Miss USA“ und „Miss Teen USA“ für 20 Millionen Dollar. JKN hält außerdem die Rechte an verschiedenen TV-Dramen und Reality-TV-Shows in Thailand sowie ausländischen Dokumentarfilmen inne. Das Wirtschaftsmagazin Forbes schätzt Jakrajutatips Vermögen auf 170 Millionen Dollar.  

Sie ist allerdings nicht nur wirtschaftlich erfolgreich: 2018 gründete sie die Non-Profit-Organisation LIFT (Life Inspired For Transsexual Foundation), welche für bessere Rechte und Möglichkeiten sowie die Würde von trans* Personen kämpft. Außerdem moderiert Jakrajutatip die thailändische Version der Show „Project Runway“. 

Foto: Facebook / JKN18

Frischer Wind für ein veraltetes Format? 

Die erste Frau an der Spitze des Wettbewerbs macht Hoffnung auf moderne Veränderungen in einem veralteten System. So teilte sie mit, dass es ihr Ziel sei, „die Marke für die nächste Generation weiterzuentwickeln“. Auf Facebook bedankte sie sich bei den Fans von „Miss Universe“ wie folgt: 

„Wir sind nicht nur bestrebt, das Erbe des Wettbewerbs fortzuführen, indem wir leidenschaftlichen Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund, aus verschiedenen Kulturen und Traditionen eine Plattform bieten.“

Der globale Schönheitswettbewerb wurde in der Vergangenheit immer wieder kritisiert, überholte Bilder von Weiblichkeit zu erhalten und unterstützen. Dabei hat sich der Wettbewerb - abgesehen von der generellen Objektivierung weiblicher Körper - im letzten Jahr augenscheinlich fast feministisch gegeben: Eine „Miss Universe“ solle nämlich selbstbewusst, authentisch, und außerdem in der Lage dazu sein, ihren Ehrgeiz zu artikulieren.

Das hört sich emanzipiert an, doch die Teilnahmebedingungen sprechen noch eine andere Sprache: auch 2022 dürfen sich nur Frauen bewerben die unverheiratet, nicht geschieden, jung und kinderlos sind. Das soll sich allerdings im nächsten Jahr ändern, sodass auch Personen teilnehmen dürfen, die verheiratet oder geschieden sind, oder auch Frauen die bereits Kinder haben. 

Foto: Lillian Suwanrumpha / AFP

Außerdem dürfen offiziell seit 2012 trans* Personen teilnehmen. 2019 machte die spanische Ángela Ponce Geschichte als erste trans Frau, die um den Title der „Miss Universe“ ins Rennen ging. Das professionelle Model wurde im Jahr 2018 zur „Miss Universe Spain“ ernannt und qualifizierte sich somit an dem globalen Wettbewerb teilzunehmen. 

Trumps Horror-Regime

Es wird die wenigsten überraschen, dass Trumps Zeit als Inhaber von „Miss Universe“ und den dazugehörigen „Miss USA“ und „Miss Teen USA“ reichlich skandalbehaftet war. Er hatte für 19 Jahre, von 1996 bis 2015, die Rechte an den Schönheitswettbewerben. 

So haben beispielsweise reihenweise Teilnehmerinnen berichtet, dass Trump während Miss-Wahlen einfach in die Umkleiden gelaufen sei - unter anderem auch bei „Miss Teen“- Wahlen, bei denen die Teilnehmerinnen großteils minderjährig sind.

Foto: Dave Kotinsky / AFP

„Er kam einfach hereingeschlendert. Es gab keine Sekunde, um sich irgendeine Art von Kleidung oder irgendetwas anzuziehen. Einige Mädchen waren oben ohne. Andere Mädchen waren nackt.“

Trump behauptete, er habe als Besitzer des Wettbewerbs die Erlaubnis in die Umkleiden zu gehen. In einer Radiosendung mit Howard Stern im Jahr 2005 behauptete er außerdem, dass er mit solchen Dingen „einfach davon kommt“: 

„Weißt du, sie stehen so ohne Kleidung da. Sind alle okay? Und dann siehst du diese unglaublich aussehenden Frauen. Und ich komme mit solchen Sachen irgendwie davon.“

Trump nutzte seine Position als Inhaber der Miss-Wahlen allerdings nicht nur dazu die Teilnehmerinnen zu belästigen, sondern auch um seine Geschäftsbeziehungen zu stärken. Eigentlich sollte er als Inhaber keinen Einfluss auf die Wahlen selbst haben - dazu gibt es schließlich eine Fachjury. Und doch berichteten sowohl ehemalige Teilnehmerinnen als auch Jurymitglieder, dass Trump die Finalistinnen selbst aussuchte. Kerrie Baylis, Miss-Jamaika 2013, sagte dazu, dass die Liste der Finalistinnen aussah „wie die Liste der Länder, mit denen Donald Trump im Business war, oder mit denen er gerne im Business sein würde”. *dp/AFP

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