Bald Lebenspartnerschaften in Thailand und ganz Japan?

Asiens mühsamer Weg aus der Hetero-Normativität

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Bislang ist die Gleichstellung homosexueller Lebensgemeinschaften in Asien noch nicht sehr weit fortgeschritten. Im Mai 2019 stimmt das Parlament in Taiwan als erstes Land des Kontinents für das neue Rechtsinstitut. Aktuell gibt es in Thailand und Japan am meisten Bewegung in Sachen Anerkennung gleichgeschlechtlicher Liebe. 

Thailands Queers optimistisch

Im Juni dieses Jahres fand im thailändischen Parlament die erste Anhörung geplanten Gesetzesänderungen bezüglich gleichgeschlechtlicher Partnerschaften statt. Premierminister Prayut Chan-o-cha betonte, dass das geplante Gesetz auf die gesellschaftlichen Veränderungen, insbesondere auf die sexuelle Vielfalt, reagiere. Das Justizministerium soll allerdings den Entwurf noch prüfen, um gesellschaftliches Meinungsbild zu erstellen. Als eingetragene Lebenspartnerschaft gelten laut Entwurf gleichgeschlechtliche Paare die mindestens 17 Jahre alt sind. Nur einer muss dabei die thailändische Staatsangehörigkeit besitzen. 

Foto: Anusak Laowilas / NurPhoto / AFP

Der 20-jährige Toon aus Bangkok begrüßet die geplante Änderung, für der er dieses Jahr auf der Pride demonstriert hat. „Ich hoffe wirklich, dass das Gesetz gleichgeschlechtliche Paare in Thailand so schnell wie möglich legalisiert und dass viele Thailänder Verständnis für LGBTQI+ Menschen haben werden. Es wird dazu beitragen, dass ihr Leben genauso gleichberechtigt und privilegiert sein wird, wie das heterosexueller Paare.“ 

                        “When it comes to the legalization,

                        I believe many LGBTQI+ couple will 

                        take this opportunity to marry their 

                        loves. This is what they have been 

                        calling and waiting for all the time.

Obwohl die asiatischen Länder weniger durch die monotheistischen Religionen bestimmt werden, ist die traditionelle Vorstellung einer Lebensverbindung von Mann und Frau immer noch sehr verbreitet. Dies hat in den landwirtschaftlich dominierten Ländern vor allem soziale Ursachen. Erst seit 1999 hat Thailand ein dem deutschen System ähnliches Sozialversicherungswesen. Aber auch heute noch findet soziale Absicherung häufig informell über Familien und Dorfgemeinschaften statt. Viele ländlich lebende Menschen befinden sich nicht in einem Anstellungsverhältnis, sondern ernähren sich über die eigene Landwirtschaft. Gerade ältere Menschen leben häufig bei ihren Kindern und werden von diesen versorgt. Kinderlose, offen homosexuell lebende Menschen werden daher als eine Bedrohung für die Versorgungssicherheit wahrgenommen. Verstärkt wird dies durch den buddhistischen Klerus, denn die Tempel erfüllen ebenfalls soziale Funktionen, indem sie z.B. Unterkunft für in Not geratene Mitglieder der Gemeinde bieten. Auch Toon betont diesen Aspekt der neuen Gesetzgebung.

„Wir können zum Beispiel offizielle Dokumente unterschreiben, um uns gegenseitig als Familie zu versorgen. So können wir zusammenleben, eine Beziehung aufbauen und unsere Zukunft gemeinsam regeln.“

Japan weiterhin einziges G7-Land ohne Homo-Ehe

Auch die älteste Demokratie Asiens ist bei der Gleichberechtigung Homosexueller noch nicht sehr weit gekommen. In letzter Zeit haben japanische Gerichte widersprüchliche Entscheidungen über die Verfassungsmäßigkeit gleichgeschlechtlicher Partnerschaften getroffen. Das Bezirksgericht in Osaka hat ein Verbot gleichgeschlechtlicher Ehen als verfassungskonform gestützt. Umgekehrt hat das Bezirksgericht in Sapporo entschieden.

Foto: Yuichi Yamazaki / AFP)

Die Präfektur von Tokio hat wie ankündigt am Dienstag erstmals Zertifikate an gleichgeschlechtliche Paare ausgegeben, die in der japanischen Hauptstadt leben und arbeiten. Damit werden LGBTIQ*-Paare bei Inanspruchnahme bestimmter öffentlicher Dienstleistungen wie verheiratete Paare behandelt – unter anderem im Krankenhaus. Die anerkannten Partnerschaften entsprechen im engeren Sinne nicht den gesetzlichen Ehen. Aber sie bringen sowohl für Einwohner als auch für Berufspendler Verbesserungen bei der Wohnungssuche, medizinischer Versorgung und staatlicher Fürsorge. 

 „Meine größte Sorge war, dass wir in einer Notaufnahme nicht wie Partner behandelt würden",

Foto: Yuichi Yamazaki / AFP

sagte Miki der Nachrichtenagentur AFP in ihrer Wohnung in Tokio, in der Fotos von ihr und ihrer 36-jährigen Freundin aus den USA den Kühlschrank schmücken. Bislang hatten beide für den Notfall lediglich einen Zettel mit den Kontaktdaten der Partnerin im Portemonnaie. „Wir hatten den Eindruck, dass offizielle Dokumente der Regierung effizienter sind", begründet sie den Antrag auf das offizielle Zertifikat. Bis Freitag beantragten offiziellen Angaben zufolge 137 Paare das Zertifikat.

„Ich hoffe, dass wir nun Zugang zu verschiedenen Diensten haben werden, ohne unsere Beziehung zu erläutern",

sagte Yoriko, die mit ihrer langjährigen Freundin Soyoka Yamamoto, das Zertifikat erhielt.

Die Entwicklungen in Tokio dürften eine Signalwirkung für das restliche Land entfalten. 

*oa/AFP

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