Durchbruch in Jamaika: Erste Pride-Parade in Montego Bay

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Drei Jahre nachdem in Jamaika das erste Pride-Festival überhaupt veranstaltet wurde, zog am Wochenende erstmals eine LGBTIQ*-Parade durch die Straßen der Nordküstenstadt Montego Bay. Viele sind begeistert von diesem Fortschritt, andere verteufeln ihn

Foto: .facebook.com/CaribbeanEqualityProject/

„Es ist unmöglich, die Bedeutung des heutigen Tages in Worte zu fassen“, kommentierte der jamaikanische Anwalt und LGBTIQ*/HIV-Aktivist Maurice Tomlinson nach Jamaikas erster Pride-Parade in Montego Bay am Sonntag. Tomlinson wuchs in Montego Bay auf, lebt aber inzwischen mit seinem Mann in Kanada. Trotzdem engagiert er sich stark für die jamaikanische LGBTIQ*-Bewegung und war Initiator der Pride-Parade in seiner Heimatstadt.

Tomlinson weiß, mit welchen Hürden queere Jamaikaner zu kämpfen haben. Er selbst wurde 1999 in der Absicht, seine Homosexualität zu heilen, mit seiner besten Freundin verheiratet. Zuvor war er immer wieder dazu gedrängt worden, ein maskulineres Verhalten zu entwickeln. In Jamaika ist gleichgeschlechtlicher Sex gesetzlich verboten und kann mit langen Gefängnisstrafen belegt werden. Antidiskrimnierungsgesetze gibt es nicht. Die öffentliche Meinung über Homosexuelle ist negativ. 2008 äußerten in einer Umfrage 70 Prozent der Befragten, sie seien gegen die Gleichberechtigung queerer Menschen.

Doch eine kleine Gruppe von standhaften LGBTIQ*-Kämpfern, zu deren Anführer Maurice Tomlinson geworden ist, kämpft seit Jahren für Veränderungen. 2015 fand in Kingston das erste Pride-Festival statt, jetzt wurde in Montego Bay erstmals eine kleine Parade auf die Beine gestellt. Mit einer riesigen Regenbogenfahne und Transparenten zogen die Demonstranten des „Walk for Rights“ am Sonntag durch die Straßen der Hauptstadt des Landkreises Saint James. In den sozialen Medien werden Tomlinson und seine Mitstreiter nun als Helden gefeiert. Dass noch viel Arbeit vor ihnen liegt, zeigte allerdings die örtliche Berichterstattung, die die Veranstaltung teilweise als „verflucht“ betitelte. 

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