Fünf Jahre danach: Pulse Nightclub wird nationale Gedenkstätte

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Am 12. Juni 2021 beging die Welt den fünften Jahrestag des Pulse-Nightclub-Attentats – dem tödlichsten Angriff auf die queere Community in der Geschichte der USA. Präsident Joe Biden versprach, in den kommenden Tagen einen Gesetzesentwurf zu unterzeichnen, der das Gelände zu einer nationalen Gedenkstätte erklären wird. Doch Biden forderte vom Senat auch weitere Konsequenzen, um das amerikanische Volk und besonders auch die LGBTIQ*-Gemeinschaft zu schützen.

Der Gesetzesentwurf zur Ernennung des Nachtclubs Pulse als nationale Gedenkstätte passierte im Mai das Repräsentantenhaus. Am Mittwoch, 9. Juni, nahm der Senat die Maßnahme einstimmig an. „National Memorial“ bezeichnet in den USA ein amtlich anerkanntes Denkmal, das ins National Register of Historic Places aufgenommen und vom National Park Service verwaltet oder unterstützt wird. Derzeit gibt es 51 solcher Gedenkstätten in den USA, darunter das 9/11 Memorial in Gedenken an die Ereignisse vom 11. September 2001.

In einer Erklärung, die am Samstag, 12. Juni, veröffentlicht wurde, erklärte US-Präsident Joe Biden, das amerikanische Volk müsste gemeinsam im Gedenken an all jene, die vor fünf Jahren im Nachtclub Pulse ums Leben kamen, weiter daran arbeiten, eine Nation im besten Sinne zu sein. Eine Nation, die die Würde und Sicherheit jedes Amerikaners anerkennt und schützt.

„In den kommenden Tagen werde ich einen Gesetzentwurf unterzeichnen, der den Pulse Nightclub als nationale Gedenkstätte benennt und damit gesetzlich festschreibt, was seit jenem schrecklichen Tag vor fünf Jahren gilt: Der Pulse Nightclub ist geheiligter Boden.“

Bereits 2016 kaufte die Regierung Floridas den Klub und sprach erstmals über Pläne, das Gelände in Absprache mit der Community in eine Gedenkstätte zu verwandeln (wir berichteten). Die Architekten, die nach einem ausgeschriebenen Wettbewerb den Zuschlag erhielten, veröffentlichten 2019 Entwürfe für das geplante Museum und die zugehörige Gedenkstätte. Das große, neu errichtete Gebäude soll meilenweit sichtbar sein und das Gesicht von Downtown Orlando radikal verändern. Letztes Jahr hieß es, das Projekt könnte bereits 2022 oder 2023 fertiggestellt und eröffnet werden.

Foto: Coldefy and Associés mit der RDAI / onePULSE Foundation


US-Regierung sagt Waffengewalt den Kampf an

Am 12. Juni 2016 erschoss der Attentäter Omar Mateen im queeren Pulse Nightclub in Orlando, Florida, 49 Menschen und verletzte 53 weitere schwer. Zum Zeitpunkt des Anschlags befanden sich schätzungsweise 320 Menschen in dem Klub – sie feierten ausgelassen und fröhlich eine queere Latin Night, weshalb besonders viele People of Colour unter den Opfern waren. Das Attentat war das bis dahin folgenschwerste in den Vereinigten Staaten seit den Anschlägen vom 11. September 2001 und der bis heute gravierendste Gewaltakt gegen Homosexuelle. Der Attentäter Omar Mateen wurde durch die Polizei getötet, sein Motiv ist bis heute nicht abschließend geklärt.

Foto: Gage Skidmore / flickr.com / CC 2.0

In seiner Erklärung vom 12. Juni 2021 sagte Biden, die Ereignisse hätten das Pulse, „einen Ort der Akzeptanz und Freude“ in „einen Ort des unsagbaren Schmerzes und Verlustes“ verwandelt. Biden war 2016 in seiner Funktion als US-Vizepräsident nach der Schießerei gemeinsam mit Barack Obama nach Florida gereist, um den Toten und ihren Hinterbliebenen Respekt zu erweisen und seine Anteilnahme auszudrücken. Damals versprach er, dass das Massaker nicht vergessen werden wird. 

Nun nutzte er den fünften Jahrestag, um zu verdeutlichen, dass es noch viel gebe, was getan werden müsse, um die Epidemie der Waffengewalt zu bekämpfen. Er forderte den Senat auf, endlich drei Gesetzesentwürfe zu verabschieden, die bereits das Repräsentantenhaus passierten und die Straßen sicherer machen würden. Außerdem forderte er ein Verbot von Angriffswaffen und Großraummagazinen und eine künftige Haftung von Waffenherstellern.

„Im Laufe der Jahre bin ich mit den Familien der Opfer und den Überlebenden in Kontakt geblieben, die ihren Schmerz in ein Ziel verwandelt haben und uns daran erinnern, dass wir mehr tun müssen, als uns an die Opfer von Waffengewalt und all die Überlebenden, Familienmitglieder und Freunde, die zurückgelassen wurden, zu erinnern; wir müssen handeln.“


Nächster Schritt zum Schutz der Community: Equality Act

Der US-Präsident wies auch auf die verwundbare Situation der Queercommunity hin. Er erklärte, es müssten auch die besonderen Auswirkungen von Waffengewalt auf LGBTQ+-Gemeinschaften der Staaten anerkannt werden. Einen Tag zuvor hatten sich zwei seiner hochrangigen Berater mit Queeraktivist*innen sowie Gegnern der Waffengewalt virtuell zusammengefunden, um den fünften Jahrestag zu begehen. Die innenpolitische Beraterin Susan Rice und Cedric Richmond, der Direktor für öffentliches Engagement im Weißen Haus, diskutierten mit ihren Gästen über Lösungen für die Waffengewalt in den USA. Ein wichtiger Punkt: Die Auswirkungen von Waffengewalt auf trans* Personen – insbesondere trans* Frauen of Colour.

So schrieb auch Biden:

„Wir müssen den Hass und die Ungerechtigkeiten vertreiben, die zu der Epidemie von Gewalt und Mord gegen Transgender-Frauen beitragen - insbesondere gegen Transgender-Frauen of Colour. Wir müssen eine Welt schaffen, in der unsere LGBTQ+ Jugendlichen geliebt und akzeptiert werden und sich sicher fühlen, ihre Wahrheit zu leben.“

Er nutzte die Stunde, um erneut den Senat zu ermahnen, möglichst schnell den Equality Act zu verabschieden – „eine Gesetzgebung, die sicherstellt, dass LGBTQ+ Amerikaner endlich gleichen Schutz vor dem Gesetz haben.“ (wir berichteten). 

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