„Querdenker“ zerreißen Regenbogenflagge – Wien antwortet mit Solidarität

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Zeigen die Corona-Leugner nun ihr wahres Gesicht? Redner zerrissen bei einer „Querdenken“-Demonstration von Corona-Leugnern, Rechtsradikalen, Maskengegnern und Verschwörungstheoretikern am Samstag in Wien auf der Bühne eine Regenbogenflagge – und lösten in der Folge einen Eklat aus. Zum Glück geht es auch anders: Gestern demonstrierten mindestens 1000 spontan zusammengekommene Menschen in Österreichs Hauptstadt gegen Hass und Hetze. Doch wieder fielen die Querdenken-Aktivist*innen unangenehm auf. 

„Ihr seid kein Teil unserer Gesellschaft! Wir müssen unsere Kinder gegen Kinderschänder schützen! Wir alle sind dafür verantwortlich!“,

...blökte Querdenken-Aktivistin Jennifer Klauninger Samstag vor der Karlskirche in Wien ins Mikrofon, nachdem sie gemeinsam mit Mitstreitern eine Regenbogenflagge zerrisssen hatte.

Das Video ging am Wochenende viral und löste einen Eklat aus. Politiker mehrerer österreichischer Parteien kritisierten die Aktion scharf. Am Montag gab die Wiener Polizei bekannt, dass sie gegen mehrere namentlich bekannte Personen ermitteln würde wegen des Verdachtes auf Volksverhetzung. 


„Gegen Pädophile“: Ausreden und Ausflüchte seitens der Querdenker

Die Aktivist*innen versuchten den Schaden einzugrenzen, indem sie sich damit rechtfertigten, das auf der Regenbogenflagge angebrachte Herz sei angeblich ein Erkennungszeichen für Pädophile. Doch funktioniert das Argument? Von rechten Kräften wird Anti-Queer-Propaganda länderübergreifend regelmäßig hinter dem Schutz von Kindern und der Familie versteckt und in der Folge häufig mit dem Kampf gegen Pädophilie verknüpft – die Grenzen zwischen gleichgeschlechtlicher Liebe, Transgeschlechtlichkeit und Kindesmissbrauch scheinen für die meisten Rechtskonservativen, Nazis und Verschwörungstheoretiker fließend zu sein. 

Die Homosexuellen Initiative Wien (HOSI) wollte das Agrument dann auch nicht gelten lassen. Die sechs Farben in dieser Anordnung seien ganz klar der LGBTIQ-Bewegung zuordenbar, sagte HOSI-Obfrau Ann-Sophie Otte gegenüber wien.ORF.at

„Die Gleichsetzung der LGBTIQ-Bewegung mit Pädophilie ist eine alte und haltlose Unterstellung unserer politischen Gegnerinnen und Gegner. LGBTIQ-Menschen sind genauso viel oder wenig pädophil wie heterosexuelle Menschen auch“


Gegendemo mit großer Solidarität, Entschuldigung bleibt aus

Die österreichische Grünen-Politikerin Ewa Ernst-Dziedzic, die seit 2019 mit ihrer Frau verheiratet ist, lud alle liberalen, queeren und solidarischen Bewohner Wiens als Antwort auf die queerfeindliche Aktion zu einer Gegendemo am Montagabend auf den Wiener Platz ein. Und die Menschen kamen: Zwischen rund 1000 (Zahl laut der Wiener Polizei) und 2000 (Zahl laut Ernst-Dziedzic und HOSI) Menschen nahmen an der spontanen Demonstration teil. 

Auch Klauninger erschien mit einigen Anhängern auf der Veranstaltung. Die Querdenker wurden von der Polizei abgeschirmt. Kam Klauninger, um sich zu entschuldigen? Nein. Eine Entschuldigung gab es bis heute nicht. Ernst-Dziedzic suchte zwecks Deeskalation am Montag das Gespräch mit den Aktivist*innen, konnte jedoch keinen Erfolg vermelden:

„Es gab keine Einsicht und auch keine Entschuldigung, dass man da etwas gemacht hat, was auf offener Bühne nichts verloren hat“

Außerdem sei es zu diversen Störungen zwischen Demonstranten und Gegnern gekommen, bei denen die Polizei schlimmere Konfrontationen vermeiden konnte, so die Grünen-Politikerin. Dennoch sei die Demo laut der Polizei größtenteils friedlich verlaufen. Ernst-Dziedzic zeigte sich zudem sehr beeindruckt von dem breiten Mobilisierungsgrad in der Bevölkerung. 

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