Orbán zum Trotz: Regenbogenfahne weht am Budapester Rathaus

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Auch in Budapest fällt die Pride Parade dieses Jahr aus. Doch queere Sichtbarkeit ist vielleicht wichtiger als je zuvor  besonders auch in dem osteuropäischen Land, in dem rechte Kräfte in den letzten Monaten die Rechte queerer Menschen beschnitten haben. Kurzerhand hisste die Leitung der Stadt daher die Regenbogenfahne am Rathaus. Der Bürgermeister von Budapest macht sich zusätzlich in einem flammenden Facebook-Post für die Rechte der Queercommunity in Ungarn stark. Das dürfte Ministerpräsident Victor Orbán nun gar nicht gefallen.

Foto: facebook.com/karacsonygergely

„Budapest gehört allen“: So beginnt der Post von Gergely Karácsony (45) auf Facebook. Die Worte finden sich auch auf seinem Profilbild, zusammen mit Regenbogenfarben. Der Bürgermeister macht deutlich: Es ist weit mehr als nur ein Wahlkampfslogan. 

„Die im Oktober letzten Jahres gewählte Leitung der Hauptstadt arbeitet seitdem daran, dass alle Bewohner und Gemeinden spüren können, dass Budapest auch ihr Zuhause ist. Wir glauben, dass Budapest die Stadt der Rechte und nicht die Stadt der Privilegien sein sollte, in der jeder für seine Meinung, Weltsicht und Identität einstehen kann.“

Es soll das erste Mal gewesen sein, dass die Regenbogenflagge am Budapester Rathaus neben den Fahnen Ungarns und Budapests hing. Es ist das Jahr von Corona, ein in vielerlei Hinsicht besonderes Jahr. Auch in Budapest fällt der Pride aus. Bürgermeister Karácsony und die Leitung der Stadt haben sich entschieden: Flagge zeigen muss trotzdem sein. 

„Wir haben beschlossen, damit klarzustellen: Budapest ist stolz auf alle Bürger, die ihre Freiheit leben und für ihre eigene Gemeinschaft einstehen. Jeder, der dies tut, tut es schließlich nicht nur für seine eigene Community, sondern für alle Communities. Eine akzeptierende Stadt ist gut für alle. Nicht nur für diejenigen, die zur LGBTQ Community gehören, sondern auch für diejenigen, die ihr Leben auf ganz andere Weise leben.“

Bereits zum 25. Mal setze sich die queere Community in diesem Jahr für ihre eigenen Rechte ein, erklärt Karácsony. In den letzten Jahren habe dank der zunehmenden Akzeptanz der Bürger eine friedliche und fröhliche Parade stattfinden können, mit der man die Freiheit der Liebe gefeiert habe, so der 45-Jährige. Corona habe dies in diesem Jahr verhindert  – die Programme des Budapest Pride Cultural Festival würden gemäß der Gesundheitsvorschriften  aber trotzdem durchgeführt. 


Sonne + Regen = Regenbogen über Budapest

Foto: Flickr User European People's Party / CC0

Die Flaggenhissung ist ein mutiger Schritt – und ein wichtiges Signal für die Queercommunity in Ungarn und ganz Osteuropa. Besonders angesichts der homo- und transphoben Agenda des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán. Erst im Mai dieses Jahres verabschiedete das ungarische Parlament ein Gesetz, das transgeschlechtlichen Menschen die legale Anerkennung verweigert (wir berichteten)

Karácsony ist Politikwissenschaftler und Politiker. Er wurde 2019 zum Oberbürgermeister der Stadt gewählt, davor war er seit 2014 Bürgermeister des 14. Stadtbezirks Zugló. Er gehört der grünen Partei Párbeszéd an und wurde von einem Mitte-Links-Bündnis unterstützt. Der Bürgermeister schloss seinen Post mit dem Wunsch, dass man im nächsten Jahr wieder gemeinsam die Pride Route laufen und die Freiheit der Liebe zelebrieren könne. 

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