Rugby-Profi Devin Ibañez ist schwul

by

Der US-amerikanische Rugby-Profi Devin Ibañez teilte auf Instagram mit, dass er schwul ist  er ist der erste Rugby-Spieler, der diesen Schritt während seiner aktiven Karriere geht.

„Da sich das Jahr 2020 dem Ende zuneigt, habe ich mir die Zeit genommen, über mein Leben nachzudenken und darüber, welche Aspekte ich kontrollieren und positiv verändern kann, die sich auf mein tägliches Leben und mein Glück auswirken würden“,

schrieb der US-amerikanische Rugby-Profi Devin Ibañez am 30. Dezember auf dem eigens dafür angelegten Instagram-Account „thatgayrugger” („dieser schwule Rugby-Typ”). Ihm sei klargeworden, dass

„ein transparenteres Leben und ein offenes Anerkennen jener Menschen, die ich liebe, einen unmittelbaren positiven Einfluss auf mich und die Menschen, die mir wichtig sind, haben würde. Deshalb möchte ich das Jahr 2021 damit beginnen, die Liebe meines Lebens und meinen Partner @ferguswade zu feiern, der mich durch alle Höhen und noch mehr Tiefen der letzten drei Jahre begleitet hat“.

Rugby und Homosexualität

Das Coming-out macht Ibañez zum ersten aktiven Spieler der United States Major League Rugby (USMLR), dem Dachverband aller Profi-Klubs der Rugby-Liga in Nordamerika, der sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekennt.

Obwohl es weltweit über 75 queere Rugby-Mannschaften gibt – Berlin hat mit den Berlin Bruisers sogar eine eigene schwule Rugby-Mannschaft – hielten sich Profi-Rugbyspieler lange an die Prämisse, dass eine homosexuelle Orientierung im Rugby nichts zu suchen hat. Verständlich, vermittelt der extrem harte Kontaktsport doch ein geradezu archaisches Ideal von Männlichkeit. Homophobe Beleidigungen auf dem Spielfeld sind in der Rugby-Kultur allgegenwärtig und gehören in den Augen vieler Fans, aber auch vieler Spieler einfach dazu. Das belegen die Ergebnisse einer Anfang 2020 veröffentlichten Studie, die vom englischen Rugby-Klub Harlequin FC in Auftrag gegeben wurde.

69 Prozent der befragten Rugby-Spieler berichteten davon, homophobe Schimpfwörter von ihren Teamkollegen gehört zu haben. 42 Prozent gaben an, selbst homophobe Beleidigungen zu verwenden, um andere zum Lachen zu bringen oder um sich in das Team einzufügen. 

Die Angst, im Team nicht akzeptiert zu werden oder seine Karriere zu zerstören, hat bei Ibañez dazu geführt, sein Coming-out hinauszuzögern. Er schreibt, er habe „einige unglaublich talentierte LGBTQ-Rugbyspieler kennengelernt“, von denen aber „viele allein aufgrund ihres Schwulseins vom Spiel auf hohem Niveau ausgeschlossen waren“.

Schwuler Leuchtturm

Doch selbst im Rugby scheint langsam ein neues Zeitalter anzubrechen. 2020 hatten mehrere Rugby-Spieler ihr öffentliches Coming-out. Im September outete sich der junge britische Rugby-Spieler Levi Davis, der noch ganz am Anfang seiner Profikarriere steht, als bisexuell (wir berichteten). Im Oktober bekannte sich der Australier Dan Palmer nach seinem Karriereende öffentlich zu seiner Homosexualität (wir berichteten).

Foto: John Curtin School of Medical Research, ANU / Twitter

Irgendwann war auch für Devin Ibañez klar, dass kein Erfolg mehr zu rechtfertigen vermag, dafür Beziehungen zu gefährden oder sich auf dem Spielfeld zur Zielscheibe zu machen. Er erkannte, dass das, was er lange Zeit für einen Schatten hielt, auch als Leuchtturm dienen kann.

„Also habe ich beschlossen, das, wofür ich mich einst schämte, anzunehmen und stolz und schambefreit ich selbst zu sein.“

Dem Online-Portal Outsports erzählte Ibañez, die Unterstützung, die er nach dem Coming-out von allen Seiten erhalten habe, sei überwältigend und wunderbar gewesen.

„Ich habe sogar einige Nachrichten von Spielern erhalten, die in denselben Teams wie ich gespielt haben und mir ein bisschen ihre eigenen Geschichten erzählt haben. Und genau das ist es, was ich wirklich will. Mit denen in Kontakt treten, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, und hoffentlich diejenigen inspirieren, die die gleichen Dinge durchmachen.“

Auch der Verband der New England Free Jacks, für die Ibañez 2019 gespielt hatte, äußerte sich positiv über das Outing.

„Die @nefreejacks sind stolz darauf, Devin zu unterstützen, der weiterhin ein phänomenaler Spieler und ein großes Vorbild für die Free Jacks überall ist.“

Der Liebe wegen soll‘s nach England gehen

Mit seinem Freund Fergus Wade ist Devin Ibañez seit 2017 zusammen. Kennengelernt haben sich die beiden, als Devin im Rugby-Team des Universitätsverbands Massachusetts spielte, während Fergus Wade als Austauschstudent an der Harvard University über die Auswirkungen von Schlafentzug auf Fruchtfliegen forschte.

Fergus, der sich selbst als „Cheerleader for @thatgayrugger“ bezeichnet, kommt aus England. Ibañez hofft deshalb, einen Verband in England zu finden, um seinem Partner näher zu sein.

Back to topbutton