Post-Aids-Ära: Schwulensaunen kehren zurück

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Über drei Jahrzehnte, nachdem die frühe AIDS-Krise zur Schließung aller schwulen Badehäuser in San Francisco geführt hatte, könnten schwule Saunen und Badehäuser wieder nach San Francisco zurückkehren.   

In San Francisco könnte es ab Juli 2020 wieder schwule Badehäuser und Saunen geben – fast 40 Jahre, nachdem die letzte Schwulensauna 1984 ihre Tore schließen musste.

FOTO: ROESLI48/PIXELIO.DE

Rafael Mandelman, Supervisor des Distrikts 8 in San Francisco, setzt sich für die Wiedereröffnung schwuler Badehäuser ein. Gegenüber SFist erklärte Mandelman, es sei höchste Zeit, diese anachronistischen und stigmatisierenden Verordnungen aufzuheben:

„Unsere derzeitigen Vorschriften für Sex-Locations für Erwachsene wurden als Notfallmaßnahme auf dem Höhepunkt der AIDS-Krise eingeführt, als San Francisco unbedingt die Ausbreitung von HIV / AIDS eindämmen wollte.“

Mandelman will die noch aus den 1980er Jahren stammenden Verordnungen außer Kraft setzen und durch neue Gesetze ersetzen. Die neue Verordnung, die vom Aufsichtsrat noch genehmigt werden muss, sieht vor, dass Sex-Locations sich dazu verpflichten, Kondome, Gleitmittel sowie andere Safer-Sex-Artikel kostenlos zur Verfügung zu stellen und Informationsmaterial über Safer Sex, HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten anzubieten. Die derzeit geltende Regelung der Überwachung aller sexuellen Aktivitäten von Kunden und das Verbot verschlossener Räume und Kabinen würden abgeschafft werden. Mandelman erklärte:

„Jahrzehnte später, mit dem Aufkommen von PrEP und angesichts der Reduzierung der HIV-Diagnosen in San Francisco auf unter 200 zum ersten Mal seit den 1980er Jahren, haben diese Vorschriften – einschließlich des Verbots von Privatzimmern und der erforderlichen Überwachung der sexuellen Aktivitäten der Kunden – keine Bedeutung mehr für die öffentliche Gesundheit und müssen geändert werden.“

Unterstützung erhält Rafael Mandelman von Matt Haney. Der Supervisor des Distrikts South of Market, in dem früher die meisten schwulen Badehäuser betrieben wurden, wird Mandelmans Gesetzgebung mitfinanzieren und forderte die Stadt auf, „einige der geheimnisvollen und reaktionäreren Maßnahmen zu überdenken, die auf dem Höhepunkt der Panik der HIV / AIDS-Krise verabschiedet wurden“.

Die Badehäuserkrise

Foto: dax

Noch in den späten 1970er Jahren gab es in San Francisco rund 30 Badehäuser, doch dann begannen die frühen Tage der AIDS-Krise und San Francisco wurde zu einem ihrer Knotenpunkte.

Die HIV-Epidemie veranlasste die Beamten des öffentlichen Gesundheitswesens und die damalige Bürgermeisterin von San Francisco, Dianne Feinstein, im Jahr 1983 dazu, Maßnahmen einzuleiten, die als The Bathhouse Crisis bekannt wurden.

Die örtlichen Betreiber von Badehäusern und Schwulensaunen wurden gezwungen, abschließbare Kabinen und Videoräume abzureißen, damit die Menschen keinen ‚unsicheren‘ Sex mehr haben konnten. Die Badehäuser wurden als „Plage für die öffentliche Gesundheit“ bezeichnet und die Stadt und der Bezirk San Francisco reichten Klage gegen die Eigentümer ein. Ein Jahr später, 1984, bewirkte das Gesundheitsamt schließlich die komplette Schließung aller Schwulensaunen und Badehäuser in San Francisco. Weitere Städte folgten: Das New Yorker Gesundheitsministerium ordnete die Schließung der schwulen Badehäuser der Stadt im Jahr 1985 an, was auch zur Schließung heterosexueller Sexräume führte.

Noch heute wird kritisiert, das Ziel der Maßnahmen hätte hauptsächlich darin bestanden, die schwule Infrastruktur zu zerschlagen, statt die schwule Community in der Krise zu unterstützen.

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