VIDEO: Standing Ovations für Entschuldigung bei LGBTIQ*

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Die Erwartungen waren hoch und sie wurden erfüllt. Kanadas Premier Justin Trudeau hat sich in einer halbstündigen Rede vor dem Parlament in Ottawa bei Schwulen, Lesben, Trans* und Queers entschuldigt, die in Kanada bis in die 1990er Jahre systematisch verfolgt worden waren. Zuvor hatte das Parlament Entschädigungszahlungen in Höhe von über 100 Millionen Kanada-Dollars beschlossen (blu berichtete), die Rede im Unterhaus war der symbolische Akt, der noch ausstand. Viermal wurde die emotionale Ansprache, bei der sichTrudeau immer wieder selbst die Tränen wegwischte, von stehenden Ovationen unterbrochen. Hinzu kam ein tosender Schlussapplaus, der den Rückhalt des Parlaments für Trudeaus Schwur verdeutlichte, dass sich LGBTIQ*-Bürger weltweit der Unterstützung des kanadischen Staates sicher sein können und dass staatliche Diskriminierung „nie wieder passieren wird“. Hier kommt das komplette Video zur Rede.

Trudeau begann seine Ansprache damit, dass er die Zuhörer aufforderte, sich vorzustellen, sie würden ihrem Land dienen wollen, von dessen Bürgern und Machthabern sie aber nicht erwünscht wären, weil sie als „anders und weniger wie sie“ gälten. Dann beschrieb er die Methoden, mit denen als schwul geltende Staatsbedienstete bis in die 1990er Jahre durch Razzien in Saunen, Parks und Privatwohnungen um ihren Frieden, ihre Karrieren und ihre Würde gebracht wurden. Der Premier bezeichnete die Verfolgungen als „Hexenjagd“. Er betonte, dass die erste Pflicht einer Regierung sei, die Bürger ihres Landes zu schützen und dass Kanada bei LGBTIQ* diesbezüglich immer wieder versagt habe. Dann kamen die Worte, die die Zuhörer erstmals aus den Sitzen rissen: „Ich stehe heute hier in Scham und Trauer über die Dinge, die wir getan haben, und sage: Wir haben falsch gehandelt, wir entschuldigen uns. Mir tut es leid. Uns tut es leid." Darauf folgten knapp eine Minute Standing Ovations. 

Noch vier weitere Male standen die Abgeordneten auf, um zu applaudieren: Bei der Verkündung, dass das Parlament im Zuge der Entschuldigung beschlossen habe, historische Verurteilungen aufgrund der sexuellen Orientierung aus den Strafregistern der Betroffenen zu tilgen, bei der Ansage, dass das heutige Kanada stolz darauf sei, nicht nur die heimische, sondern Gay-Communities in aller Welt zu unterstützen, und beim Dank für den Mut von Aktivisten, die sich in der Vergangenheit für diese Entschuldigung eingesetzt haben. Hinzu kam ein tosender Schlussapplaus.Trudeau hat mit dieser Rede eindrücklich seinen Ruf als vehementer Unterstützer von LGBTIQ* bestätigt.

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