Stipendium: San Francisco ernennt ersten Drag-Botschafter

Der US-Schauspieler und Künstler D’Arcy Drollinger ist zum ersten Drag-Botschafter der Stadt San Francisco ernannt worden.

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Seit 2015 werden Drag-Lesungen in immer mehr Bundesstaaten unterstützt, aber auch – wie neuerdings in München – scharf kritisiert. 

Foto: Tayfun Coskun / Anadolu Agency / AFP

„Während die Drag-Kultur in anderen Teilen des Landes angegriffen wird, feiern und fördern wir in San Francisco die großartigen Künstler, die durch ihre Kunst und ihr Engagement zur Geschichte unserer Stadt rund um Bürgerrechte und Gerechtigkeit beigetragen haben.“

London Breed, Bürgermeisterin von San Francisco

San Francisco gilt seit den 1960er Jahren als Vorreiter für LGBTIQ*-Rechte. Bereits seit 2015 richten Schulen und Bibliotheken der liberalen kalifornischen Küstenstadt Drag-Lesungen aus – ein Modell, das auch andere Bundesstaaten übernommen haben. Drollinger erhält von der Stadt ein Stipendium in Höhe von 55.000 US-Dollar. Damit soll er während seiner 18-monatigen Amtszeit queere Veranstaltungen organisieren. Das Projekt ist eine gemeinsame Initiative des Bürgermeisterbüros, der Stadtbibliothek und der Menschenrechtskommission. Er sei „stolz, in einer Stadt zu leben, die diese Position erstmals besetzt, während andere Teile der USA und der Welt Drag-Kultur vielleicht nicht unterstützen“, sagte Drollinger, der auch Drehbücher schreibt und einen Kabarett-Nachtklub leitet.

Hass und Gewalt geschürt von Republikanern

Nach Angaben der Organisation GLAAD, die sich für die Rechte von Homo-, Bisexuellen und Trans einsetzt, wurden im vergangenen Jahr 141 LGBTIQ*-feindliche Vorfälle und Drohungen gegen queere Veranstaltungen in den USA verzeichnet. So wurde erst im vergangenen Monat ein Mann aus Ohio des Versuchs beschuldigt, eine Kirche niederzubrennen, in der Drag-Shows stattfanden. Nach Ansicht von Erzkonservativen in den USA zielen die landesweiten Lesungen von Drag Queens in Bildungseinrichtungen darauf, junge Menschen zu „indoktrinieren“ und stellen eine Gefahr für den öffentlichen Anstand dar. Die unter anderem an der Erstürmung des US-Kapitols im Januar 2021 beteiligte rechtsradikale Miliz Proud Boys mischt sich regelmäßig unter das Publikum, um das Publikum einzuschüchtern. 


Was ist da los in München? Der konservative Drag-Streit:

➡️ Die Leo aus München


Die Konservativen in den USA nehmen derzeit mit einer Reihe von Maßnahmen die Bereiche Geschlecht und Sexualität ins Visier. Ein Dutzend republikanisch regierter Bundesstaaten hat in den vergangenen Monaten Gesetze verabschiedet, die die Rechte von Trans massiv einschränken. In Florida etwa billigten die Abgeordneten Anfang Mai ein Gesetz, das Ärzten die medizinische Versorgung minderjähriger Trans m Zusammenhang mit Geschlechtsanpassungen verbietet. Florida weitete im vergangenen Monat zudem ein 2022 beschlossenes und von Kritikern als „Don’t Say Gay“ (Sag nicht schwul) bezeichnetes Gesetz aus. Damit ist Unterricht über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität in allen Schulklassen verboten. Zuvor galt das Verbot vom Kindergarten bis zur dritten Klasse. 

Die Ernennung von D’Arcy Drollinger darf wohl auch als direkte Reaktion auf diese Hetze verstanden werden. *ck/AFP/loc/kas

➡️ D’arcy im Netz

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