Disney „cancelt“ „woken“ Campus – DeSantisland bald abgebrannt?

Diversity ist zum Standortfaktor geworden, Menschenrechtsverstöße können Wirtschaftsleistung kosten. Das trifft nun den US-Bundesstaat Florida: Disney streicht Investitonen von knapp einer Milliarde US-Dollar. DeSantis verliert 120 Mio. an …

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Disney hatte große Pläne für einen neuen Campus in Lake Nona, einem Vorort von Orlando in Florida. Der Konzern wollte dort rund 2.000 Mitarbeiter ansiedeln, die bisher in Kalifornien arbeiteten. Der Campus sollte 60 Hektar groß werden und bis zu 864 US-Millionen Dollar kosten. Doch nun hat Disney das Projekt abgesagt.

Corona bis „Don’t Say Gay“

Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen hat Disney seit der Ankündigung des Projekts im Juli 2021 einen Führungswechsel vollzogen: Bob Iger ist als CEO zurückgekehrt und hat Bob Chapek abgelöst. Zum anderen hat sich das Geschäftsumfeld verändert: Die Corona-Pandemie hat Disneys Einnahmen aus den Freizeitparks stark geschmälert und die Mitarbeiter sind zunehmend im Homeoffice tätig.

Foto: Sean Rayford / Getty Images / AFP

Aber es gibt noch einen weiteren Faktor, der eine Rolle gespielt haben könnte: Die politische Auseinandersetzung zwischen Disney und dem republikanischen Gouverneur von Florida, Ron DeSantis. Disney hatte sich öffentlich gegen ein umstrittenes Gesetz ausgesprochen, das die Diskussion über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität in den Klassenzimmern einschränkt . Das Gesetz wird von Kritikern als „Don’t Say Gay“ bezeichnet und gilt als diskriminierend für LGBTIQ*-Schüler*innen.

DeSantis reagierte darauf mit scharfer Kritik an Disneys Sonderbezirk, der früher als Reedy Creek Improvement District bekannt war. Dieser Bezirk gibt Disney seit 56 Jahren Autonomie über Fragen wie Feuerschutz, Polizei, Abfallwirtschaft, Energieerzeugung, Straßenunterhaltung, Anleiheemission und Entwicklungsplanung. DeSantis ernannte neue Vorstandsmitglieder für den Bezirk, die Disney feindlich gesinnt sind. Disney verklagte DeSantis im April 2023 und warf ihm vor, eine „erbarmungslose Kampagne zur Waffenfähigkeit der Regierungsmacht“ gegen den Konzern zu führen.

Rückschlag für DeSantis und Floridas Community

Die Absage des Campus-Projekts ist ein herber Rückschlag für die wirtschaftliche Entwicklung von Lake Nona und Florida. Disney hatte versprochen, in den nächsten zehn Jahren 17 Milliarden Dollar zu investieren und 13.000 Arbeitsplätze zu schaffen. Die Steuereinnahmen aus dem Campus wären ebenfalls beträchtlich gewesen. Laut einer Schätzung von CNBC hätte der Campus jährlich rund 160 Millionen Dollar an Steuern generiert.

Foto: Sean Rayford / Getty Images / AFP

DeSantis könnte also einen hohen Preis für seinen Streit mit Disney zahlen. Der Gouverneur wird voraussichtlich nächste Woche seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2024 bekannt geben. Ob er dabei auf die Unterstützung von Disney zählen kann, ist wohl äußerst fraglich.

Die Absage des Campus-Projekts ist aber auch ein Rückschlag für die LGBTIQ*-Community in Florida. Disney ist seit langem ein starker Verbündeter und Förderer von LGBTIQ*-Rechten und -Kultur. Der Konzern veranstaltet jährlich die Gay Days in seinen Freizeitparks und unterstützt zahlreiche LGBTIQ*-Organisationen finanziell und ideell. Der Campus in Lake Nona hätte eine Chance geboten, mehr Vielfalt und Inklusion in den Bundesstaat zu bringen. Nun müssen sich Queers in Floridas ohne zusätzlichen Disney-Support mit einem Gouverneur auseinandersetzen, der ihre Identität und Würde missachtet. *ck/AFP

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