Swiss, Schoggi und eine Sekte

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Nach negativen Berichten über homophobe Äußerungen des Schokoladenherstellers Läderach hat die Fluggesellschaft Swiss International Air Lines die Zusammenarbeit eingestellt. Auf ihren Flügen wird SWISS keine Läderach-Pralinés mehr verteilen. 

Zehn Jahre lang war die Praliné-Box von Läderach Teil des Bord-Produkts der Schweizer Fluggesellschaft Swiss International Air LinesDoch damit ist nun Schluss. Wie der Beobachter berichtet, wird SWISS nicht länger mit dem Schokoladenhersteller zusammenarbeiten. Der Grund ist die jüngst durch den Tagesanzeiger publik gewordene ablehnende Haltung der Familie Läderach gegenüber Homosexuellen und Abtreibungen. 

Die Firmenleitung bedauert das Ende der Zusammenarbeit. Patrick Onken, Marketingchef des Unternehmens, betonte, man habe eine Nulltoleranz, was Diskriminierung betreffe, „egal aus welchem Grund“. Weder die Familie noch sonst jemand im Betrieb sei homophob oder frauenfeindlich, so Onken.

Doch gilt Jürg Läderach als selbst erklärter Moralapostel, dessen christliche Werte und Überzeugungen als Deckmantel für seine fundamentalistischen Ansichten dienen. Er wettert gegen Schwule und gegen Pornos, sogar gegen Harry Potter. Auch engagieren sich die Läderachs gegen Schwangerschaftsabbrüche – Jürg Läderach ist zum Beispiel Vorstandsmitglied von „Marsch fürs Läbe“, einem rechtskonservativen freikirchlichen Verein, der Demonstrationen gegen Abtreibungen organisiert.

Darüber hinaus gibt die fragwürdige Rolle der Familie im freikirchlichen Umfeld zu denken. Die Läderachs gehörten schon vor 20 Jahren zu den treibenden Kräften im Missionswerk Kwasizabantu (KSB), einem freikirchlichen Zentrum in Hof Oberkirch bei Kaltbrunn. Das von den beiden deutschstämmigen Brüdern Erlo und Friedel Stegen 1970 im südafrikanischen Zululand gegründete freikirchliche Glaubensimperium Kwasizabantu ist vor allem durch angebliche Wunderheilungen bekannt geworden. Weltweit hatte es bald über 100 Ableger mit schätzungsweise 40.000 Gläubigen.

Kwasizabantu ist dem isiZulu entnommen und bedeutet „Ort, wo Menschen geholfen wird“. Aussteiger berichten jedoch von einem autokratischen Führungsstil und fragwürdigen Erweckungsritualen, von Psychoterror und seelsorgerischem Missbrauch, von Repression, Bespitzelung und Denunzierung. Eine Aussteigerin, die das Knabeninternat der KSB in Kaltenbrunn geleitet hatte, sagte:

„Die moralische Keule, der Glaubensdruck und die Unterdrückung haben mich gebrochen.“ 

Jegliche Form von Sexualität außerhalb der Ehe stellt für Kwasizabantu die Einfallspforte des Satans in die göttliche Ordnung dar.

Zu den wichtigsten erzieherischen Mitteln der Freikirche gehörte (und gehört immer noch) die körperliche Züchtigung nach biblischer Anleitung – so etwa Luther-Bibel, Sprüche 13:24: 

„Wer seine Rute schont, der haßt seinen Sohn; wer ihn aber liebhat, der züchtigt ihn bald.“

Nachdem die sektenähnlichen Praktiken der Freikirche in den letzten Jahren an die Öffentlichkeit durchgesickert sind, sah sich die Leitung von Kwasizabantu im schweizerischen Kaltbrunn dazu veranlasst, ihren Namen zu ändern. Heute nennt sie sich Evangelische Gemeinde Hof Oberkirch. Am christlich-fundamentalistischen Wind, der durch Hof Oberkirch weht, hat sich jedoch nichts geändert.

Mehrere Unternehmen sind dem Beispiel von SWISS gefolgt und haben sich von Läderach distanziert, so etwa der Make-up-Profi Beni Durrer.

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