Rowling entsetzt ihre Fans mit Anti-Trans*-Tweet

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Die britische Autorin J.K. Rowling twittert gerne – nicht immer macht sie sich damit beliebter, doch das scheint ihr bei 14,6 Millionen Followern nicht das höchste Kriterium ihrer Tweets zu sein. Mit ihrem letzten Tweet drückte sie Sympathie mit der britischen Wissenschaftlerin Maya Forstater aus, die wegen transfeindlicher Äußerungen ihren Job verloren hatte – ihre Klage wurde am Donnerstag abgewiesen.

Maya Forstater hatte Transfrauen unter anderem das Recht abgesprochen, echte Frauen zu sein und erklärte, Männer könnten sich nicht einfach in Frauen verwandeln. Aus diesem Grund wurde ihr Arbeitsvertrag nicht verlängert – und klagte im Anschluss wegen Verletzung ihres Rechts auf Meinungsäußerung. Der Richter, der die Klage nun abwies, erklärte, Forstater habe Transpersonen mit den Tweets großen Schmerz zugefügt – ihr Arbeitgeber habe das Recht, sie deshalb zu entlassen.

Rowling mischt sich ein

Rowling wurde mit ihrem Tweet über Nacht zu Forstaters bekanntester Fürsprecherin. Im genauen Wortlaut schrieb sie:

Kleidet euch, wie ihr wollt. Nennt euch, wie ihr wollt. Schlaft mit jedem Erwachsenen, der einwilligt. Lebt euer bestes Leben in Frieden und Sicherheit. Aber Frauen aus ihrem Job zwingen, weil sie behaupten, dass Geschlechter real sind?

Dazu setzte sie den Hashtag #IstandWithMaya, der auch bereits von Rechtsradikalen genutzt wurde, um Unterstützung mit Forstater auszudrücken.

Viele von Rowlings Fans erklärten hinterher ihr Entsetzen, ihre Wut und vor allem – ihre Trauer. Einer twitterte beispielweise:

„Als schwuler Mann, der während seiner gesamten Kindheit in Hogwarts Sicherheit fand, bricht es mir das Herz zu erfahren, dass Trans-Menschen nicht in der Lage sein würden, sich ebenso sicher zu fühlen.“

Star Wars-Schauspieler Mark Hamill drückte bei Rowlings Tweet auf „Gefällt mir“ - und musste sich dafür selbst vor seinen Fans verantworten. Er beeilte sich, rasch zu erklären, er habe nur die ersten Zeilen gelesen und nicht realisiert, dass der Tweet transphob konnotiert sei. Hamill entschuldigte sich bei seinen Fans.

Harry Potter lesen macht toleranter

Foto: D. Lima / CC0

Rowlings magische Bücherwelt wird nicht selten als eine Art Anti-Rassismus-Parabel gedeutet. Während die Bösen der Meinung sind, Kinder aus nicht magischen Familien (so genannte „Schlammblüter“) könnten keine magischen Fähigkeiten haben und dürften nicht zaubern lernen, kämpfen die Guten für eine Welt ohne Diskriminierung.

Auch auffallend: Intoleranz und Vorurteile gegenüber Halbmenschen, Rassen, Familien und Einzelpersonen werden ausgehebelt und als falsch dargestellt. 2007 sorgte Rowling zudem für Schlagzeilen, als sie erklärte, Schulleiter Albus Dumbledore sei schwul – in der Prequel-Filmreihe „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ wird die Beziehung von Dumbledore (Jude Law) zum bösen Magier Grindelwald (Johnny Depp) stärker thematisiert.

Eine Studie von Wissenschaftlern des Journal of Applied Social Psychology fand 2014 heraus, dass Harry Potter lesen toleranter macht: Die Kinder, denen Szenen aus Harry Potter vorgelesen wurden, die mit Diskriminierung zu tun hatten, waren bei der Abschlussbefragung toleranter gegenüber Minderheiten als ihre Mitschüler.

Viele queere Fans beklagen sich nun, durch ihren Tweet habe Rowling sie aus einer Welt ausgeschlossen, die für sie eine Zuflucht und Utopie der Nächstenliebe und Toleranz war – nicht wenige berichten bei Twitter, sie seien am Boden zerstört.

Rowling meldete sich nicht mehr zu Wort, es scheint, als sei für sie alles gesagt. Für ihre Fans ist es das nicht.

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