Sydney entfacht Kontroverse um schwule Gratis-Hochzeiten

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Sollte die australische Volksabstimmung zur Ehe für alle (siehe blu-Archiv) mit einem mehrheitlichen „Ja“ enden und daraus die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehen resultieren, sollen Lesben und Schwule in den städtischen Einrichtungen von Sydney 100 Tage lang gratis feiern dürfen: „Wir werden gleichgeschlechtlichen Paaren, die heiraten wollen, in den 100 Tagen, nachdem das neue Ehegesetz in Kraft getreten ist, freie Anmietung von städtischen Sälen und Parks anbieten“, so Sydneys Oberbürgermeisterin Clover Moore in einem Facebook-Post. Der Beschluss wurde bei einer Abstimmung im Stadtrat bereits bestätigt. Jetzt fragen sich sogar Sprecher der LGBTQ*-Community, ob dieses Angebot übers Ziel hinausschießt.

Moores Angebot soll ausschließlich von gleichgeschlechtlichen Paaren genutzt werden können. Es folgt auf den Entschluss der Stadtverwaltung von Sydney, sich offensiv hinter die „Yes“-Kampagne zur Ehe-Abstimmung zu stellen. Die Gratis-Anmietungen schließen auch das ikonische Rathaus ein, über dessen Eingang seit Beginn der Kampagne die Regenbogenfahne flattert. Kritische Stimmen sehen das Angebot als Übertreibung. Schließlich ginge es bei dem Kampf um gleichgeschlechtliche Eheschließungen um „Gleichberechtigung“, die durch einen Ausschluss heterosexueller Paare vom Gratis-Feiern ausgehebelt werde. So stimmte unter anderem die lesbische Abgeordnete Christine Forster in der Ratsversammlung gegen den Beschluss. Sie begründete diese Entscheidung auf Facebook folgendermaßen: „Wir können keine Gleichberechtigung für uns selbst fordern und sie dann anderen verweigern. Bei der Ehefrage geht es auch darum, die Ehe von einer exklusiven zu einer inklusiven Angelegenheit zu machen. Für dieses Prinzip ist diese Bewegung (Angebot von Gratis-Feiern, Anm. d. Red.) ein Schlag ins Gesicht."

Derweil rechtfertigt Clover Moore den Vorstoß als „Willkommensgeschenk“ für die Gay-Community und betont, dass angemeldete Feiern von Heteropaaren unverändert, nur eben nicht gratis stattfinden würden. Labor-Abgeordnete Linda Scott verteidigt Moores Position. Sie kontert den Vorwurf der Diskriminierung von Heteropaaren mit dem Argument der Wiedergutmachung: „Die Gay-Community hat lange Diskriminierung erleiden müssen und auch während der Kampagne haben viele Verletzungen stattgefunden.“ So seien die 100 Tage gratis Feiern eher eine gute Maßnahme, um Diskriminierung nachhaltig zu bekämpfen.

Bei der Volksabstimmung zur Ehe für alle können Australier noch bis zum 7. November per Brief ihr Ja oder Nein zur gleichgeschlechtlichen Ehe abgeben. Das Ergebnis wird am 15. November verkündet. Sollte die Mehrheit für „Ja“ stimmen, will Premierminister Malcolm Turnbull am 7. Dezember über die Anpassung des Eherechts im Parlament abstimmen lassen. 

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