Trump und die Village People: Schrecklich nette Freunde?

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„Y.M.C.A.“ wurde 1978 veröffentlicht. Seither musste der Disco-Hit, der vielen als Hymne der schwulen Community bekannt ist, schon für so manch peinlichen Anlass herhalten – einen der lächerlichsten konnte man den gesamten republikanischen Wahlkampf über verfolgen. Die kleine Geschichte vom Coming-out und Coming-in einer Band. 

Wahlkampf-Rallys sind Trumps wichtigstes Instrument zur Mobilisierung seiner Wählerschaft. Dabei beschenkt der Präsident seine Anhänger*innen schon mal mit kleinen Tanzeinlagen zu den Beats von „Y.M.C.A.“.

Vom Hinsehen und Wegsehen

Foto: Scorpio Music

Für Fans der Village People ein No-Go. Sie hatten die Village People bereits Anfang des Jahres darum gebeten, Trump die Nutzung ihrer Musik zu verbieten. Die Band aber erklärte auf Facebook, sie würden es zwar lieber sehen, wenn ihre Musik aus der Politik herausgehalten werden würde, aber „[u]nsere Musik schließt alle mit ein und deshalb hat natürlich jeder das Recht, zu Y.M.C.A. zu tanzen, unabhängig von seiner politischen Zugehörigkeit“.

„Wie Millionen von Village-People-Fans auf der ganzen Welt zeigen der Präsident und seine Anhänger eben eine echte Vorliebe für unsere Musik.“

Wenig später machten sie nochmals klar, dass Trump bei der Verwendung von The-Village-People-Songs keine urheberrechtliche Grenze überschritten habe und es deshalb „vollkommen legal“ sei, von der Musik Gebrauch zu machen. Und weiter:

„Im Wesentlichen brauchen weder der Präsident noch irgendjemand anders eine Genehmigung von Village People, um unsere Lieder bei einer Kundgebung öffentlich zu verwenden.“

Eine Unterlassungserklärung, mit der viele andere Musiker*innen (Rihanna, Tom Petty, Rolling Stones, Elton John, Ozzy Osbourne, Adele, Phil Collins u.v.m.) versuchten, sich dagegen zu wehren, dass Trump ihre Songs zu seinem Vorteil benutzt, stand für die Village People offenbar nicht zur Debatte.

Einige Mitglieder der Village People, darunter auch Producer und Studiosänger, sind schwul. Der langjährige Leadsänger Victor Willis, aus dessen Feder Y.M.C.A. stammt, gehört nicht dazu. Es mag diesem Umstand geschuldet sein, dass sich Willis 2014 entschieden dagegen aussprach, Y.M.C.A bei den Olympischen Spielen in Sotschi als Protest gegen die homophobe Politik Russlands aufzuführen.

Willis erklärte damals, es gäbe bei Y.M.C.A. gar keinen queeren Subtext. Er habe lediglich ausdrücken wollen, dass Jugendliche im Verein Young Men‘s Christian Association (YMCA, Christlicher Verein Junger Menschen) Spaß haben. 

„Es macht mir nichts aus, dass Schwule denken, das Lied handle von ihnen, aber ich werde die Nummer nicht singen, um irgendeine Form von Protest zu unterstützen.“ 

Screenshot: 'Y.M.C.A.' Won't Come To The Sochi Olympics. HuffPost Live.

Diskriminierung, selbst erfahren, öffnet den Geist

Eine Kehrtwende setzte erst ein, als Trump im Sommer dieses Jahres gewaltsam gegen die „Black Lives Matter“-Proteste vorging. Willis muss sich persönlich betroffen gefühlt haben, als er entschied, endlich Stellung zu nehmen und auf Facebook an Trump zu appellieren:

„Wenn Trump dem US-Militär befiehlt, auf seine eigenen Bürger (auf amerikanischem Boden) zu schießen, werden die Amerikaner außerhalb des Weißen Hauses in einer solchen Zahl aufstehen, dass er vor der Wahl aus dem Amt gedrängt werden könnte. Tun Sie das nicht, Mr. President! Und ich bitte Sie, bei Ihren Kundgebungen keine Musik mehr von mir mehr zu verwenden, insbesondere ‚Y.M.C.A.‘ und ‚Macho Man‘ nicht. Es tut mir leid, aber ich kann nicht länger wegschauen.“

Im Juni legte Willis mit einem Video auf Facebook noch einmal nach. Darin betonte er erneut, nicht mehr länger wegsehen zu können und forderte sogar eine Überarbeitung der Urheberrechtsgesetze. Für viele wirkte dieser Vorstoß wie der verzweifelte Versuch, etwas wieder gutmachen zu wollen, das nicht mehr gutzumachen ist. Denn Willis hätte nie wegschauen dürfen.

Martin Luther King schrieb einst, dass wir alle in einem unentrinnbaren Netz der Gegenseitigkeit gefangen sind. Was den einzelnen direkt betrifft, geht indirekt alle etwas an.

„Injustice anywhere is a threat to justice everywhere.“

Amerikas Unterhalter lachen

Das US-amerikanische Unterhaltungsfernsehen hat sich mittlerweile auch schon auf Willis eingeschossen. Die „Village People“ – gespielt von Kenan Thompson, Mikey Day, Beck Bennett, Chris Redd und Bowen Yang – traten zum Beispiel in der Sendung „Saturday Night Live“ auf, um Donald Trump zu sagen, er solle aufhören, bei seinen Kundgebungen ihren Song zu spielen.

Auch Jimmy Kimmel brachte die Auswahl der Musik auf Trumps Rallys auf den Punkt.

Trump im Übrigen schert sich bis heute nicht darum, ob Musiker*innen es okay finden, dass er sich ihrer Musik bedient. 

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