US-Vorwahlen: Dragqueen gewinnt gegen Homophoben

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Earl Jaques Jr. (72) griff seinen Herausforderer Eric Morrison (45) an, weil dieser als Dragqueen bekannt ist und sich auch im Rahmen des Wahlkampfes in einen Fummel warf. Jaques sitzt seit 2009 im Delaware-Repräsentantenhaus. Bei den Wahlen hatte Morrison die gepuderte Nase vorn: Jaques verlor gegen den offen schwulen und als progressiv geltenden Herausforderer. Bei der Wahl ging es darum, wer für die Demokraten um den Sitz im Repräsentantenhaus von Delaware kämpfen darf.

Foto: Facebook / Eric Morrison for State Representative

Eric Morrison ist in der lokalen Queerszene noch unter einem anderen Namen bekannt: Er tritt seit 25 Jahren als die beliebte Dragqueen Anita Mann auf. Dies tat er auch bei einer Spendenaktion im Rahmen des Wahlkampfes letztes Jahr im November – scheinbar ein gefundenes Fressen für seinen Gegner im Vorwahlkampf der Demokraten. Jaques gab lokalen Medien gegenüber folgende Stellungnahme ab:

„Das ist für unseren Distrikt so weit von der Basis entfernt, es ist unglaublich. Man fragt sich, wozu das gut sein soll. Sie können Spendensammlungen veranstalten, das ist mir egal. Aber in Frauenkleidern? Wirklich?“

Foto: Delaware General Assembly

Anscheinend hat es der Mehrheit in dem Distrikt gefallen oder sie zumindest nicht von Morrisons progressiven Wahlversprechen und Handlungen abgelenkt. Mit 61,13 Prozent zu 38,87 Prozent der Stimmen gewann der schwule Herausforderer am 16. September gegen den konservativen 72-Jährigen. 

Würde Morrison wirklich in das Repräsentantenhaus des Staates einziehen, so gilt er als erster offen homosexueller Mann in der Generalversammlung von Delaware, die sich aus dem Repräsentantenhaus und dem Senat zusammensetzt. 2013 stimmte der besiegte Earl Jaques Jr. übrigens gegen die gleichgeschlechtliche Ehe und weigerte sich, für ein Verbot der Konversionsverfahren an Minderjährigen zu stimmen.


Am 3. November geht es um alles – nicht nur für Trump

Eric Morrison sprach nach seinem durchschlagendem Wahlsieg seinen Anhängern großen Dank aus. Der Queeraktivist, der unter anderem drei Jahre Präsident des Pride-Vereins Delaware war, schrieb in einem Facebook-Posting:

„Heute Morgen bin ich überwältigt von Emotionen – aber vor allem von Dankbarkeit. Vielen Dank an unsere unglaublichen Mitglieder des Kernteams.“

Er dankte auch allen Spendern, Wählern, Freiwilligen – mahnte aber auch an, dass der Kampf noch nicht vorbei sei. Morrison ist nun Kandidat der Demokraten, um für den Distrikt 27 ins Repräsentantenhaus von Delaware einzuziehen – sicher ist ihm der Sitz jedoch noch nicht. Bei den bundesweiten US-Wahlen am 3. November kämpft er gegen einen Republikaner und einen Liberalen. Nun allerdings, so Morrison, sei erst einmal die Zeit zum Feiern. 

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